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Kurator'in für: Feminismen Medien und Gesellschaft Volk und Wirtschaft Zeit und Geschichte
Ich studiere Sinologie im Master und schreibe hier über Gesellschaft, Politik und China.
Außerdem schreibe ich den Newsletter "How to China", mit dem du besser verstehst, wie China sich versteht.
Karten lesen, Kopfrechnen oder korrekte Kommasetzung: Viele der mühsam in der Schule erlernten Fähigkeiten kann man heute mit einer einfachen Google-Suche ersetzen. Der ZEIT-Autor Yves Bellinghausen wirft eine berechtigte Frage auf:
Soll ich wirklich Hunderte Stunden investieren, um mir am Ende im Ausland gebrochen und falsch flektiert mein Cordon bleu zu bestellen?
Mit Hunderten Stunden liegt Bellinghausen gar nicht so falsch. Selbst für relativ einfache Sprachen wie Spanisch oder Französisch braucht man laut Zahlen des amerikanischen Foreign Service Institute 480 bis 600 Stunden, um sie auf B2-Level zu sprechen. Arabisch oder Chinesisch, die für Menschen aus Europa oder Amerika am schwierigsten zu lernen sind, brauchen bis zu 2.200 Lernstunden, um die Sprache fließend zu sprechen. Und wofür das Ganze? Wie Bellinghausen schreibt, kann ich mittlerweile im Urlaub die Speisekarte einfach von Google übersetzen lassen, wenn ich sie nicht verstehe. Oder mit der Sprachausgabe eines Übersetzungsprogramms sogar Gespräche führen.
Diese Tools sind alle ganz nett. Der richtige Gamechanger, wird im Text klar, ist jedoch die künstliche Intelligenz: Mit Tools wie HeyGen Labs kann ich es sogar, zumindest per Video und dank AI, so wirken lassen, als spräche ich fließend Italienisch oder Hindi. Auch wenn ich kein Wort dieser Sprachen verstehe. Und das ist erst der Anfang: Spotify arbeitet gerade daran, Podcasts zukünftig AI-gestützt samt Stimme und Sprechtempo in meine Muttersprache zu übersetzen. Dem Sprachenlernen scheint dasselbe Schicksal zu drohen wie vielen anderen Fertigkeiten, für die wir unsere Vorfahren heute belächeln: Schon beeindruckend, dass Menschen irgendwann mal selbst ihre Kleidung nähten, Baupläne von Hand zeichneten oder mit Hilfe der Orientierung an den Sternen ganze Ozeane überquerten. Aber irgendwie wäre es realitätsfern, diesen Fähigkeiten heute noch ernsthaft hinterherzutrauern. Denn das Internet und zukünftig künstliche Intelligenz machen vor allem eines: uns das Leben bequemer.
In seinem Text geht Yves Bellinghausen verschiedenen Menschen nach, die sich mit der Frage, ob Sprachenlernen heute noch nötig ist, beschäftigen (müssen): Zum Beispiel Jarosław Kutyłowski, dem Gründer des Übersetzungsprogrammes DeepL. Und Verena Skerra, die im EU-Parlament Italienisch, Englisch und Finnisch dolmetscht. Wie wenig Hoffnung EU-Dolmetscher*innen selbst in die Zukunft des Sprachenlernens setzen, zeigt folgende Szene aus einem Gespräch mit dem Übersetzer Marcel Mansfeld:
Ein italienischer Kollege kommt dazu. Mansfeld zu ihm: "Wir reden gerade über die Zukunft von Übersetzern."
Der Italiener, lachend: "Welche Zukunft?"
Wenn schon die Dolmetscher*innen des EU-Parlaments an der Zukunft ihres Berufes zweifeln, warum sollte ich mich dann überhaupt noch in einen drögen VHS-Kurs setzen, um ein paar Brocken Italienisch zu lernen? Yves Bellinghausen hat eine Antwort gefunden, die in seinem langen Text beinahe untergeht:
Wir mögen langsamer, teurer, schwerfälliger sein als die Maschine. Aber wir können lernen um des Lernens willen. Wir können uns dazu entscheiden, die Sache selbst in den Mittelpunkt zu stellen.
Anders gesagt: Nur weil schon 1997 das erste Mal ein Schachcomputer den besten Schachspieler der Welt schlug, haben Menschen nicht aufgehört, Schach zu spielen. Und nur weil Maschinen irgendwann besser Italienisch übersetzen als ausgebildete Dolmetscher*innen, werden Menschen nicht aufhören, Italienisch zu lernen.
Vielleicht sollte die Frage also nicht sein: Warum soll ich noch eine Sprache lernen? Sondern eher: Warum sollte ich eigentlich nicht eine Sprache lernen? Und Antworten dafür gibt es mehr als genug:
Because it's fun. Wer gerne Sprachen lernt, wird sich auch von AI nicht davon abhalten lassen.
Weil es ein Zeichen von Respekt ist.
Weil auch ein gebrochener und falsch flektierter Austausch in einer Fremdsprache mehr Glücksgefühle auslöst als die blecherne Stimme aus der Übersetzungs-App.
Oder weil, wie Bellinghausen schreibt, Fremdsprachenlernen jetzt endlich kein stumpfer Schulzwang mehr ist. Jetzt, wo keiner mehr eine Sprache lernen MUSS, kann man sich stattdessen dafür entscheiden, eine Sprache zu lernen. Einfach, weil man will. Und das ist doch der schönste Grund fürs Sprachenlernen.
Quelle: Yves Bellinghausen Bild: Thit Thyrring fü... Artikel kostenpflichtig www.zeit.de
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Ich habe in der Schule drei Fremdsprachen gelernt. Ich spreche sie alle mehr oder weniger fließend.
Der Vorteil davon ist: ich kann mich mit anderen Menschen außerhalb meines deutschen Sprachraums UNTERHALTEN 😄
Wer hätte das gedacht!?
Solange einem keine KI in den Kopf implantiert wird, ist meines Wissens das Erlernen einer Fremdsprache der einzige Weg, dies tun zu können.
Ich habe auf Englisch studiert, ich habe im Ausland gearbeitet. Ich kann mir kaum vorstellen, was für ein Krampf das gewesen wäre, immer mit einer Übersetzungsapp herumzuwurschteln.
Ja, ich habe gerne Sprachen gelernt, es fiel mir leicht und es gab damals noch keine KI. Aber auch heute und ohne Sprachtalent würde ich mindestens Englisch lernen wollen.
Meine Motivation war und ist nicht „lernen um des Lernens willen“, sondern das Interesse an Menschen anderer Länder und Kulturen, das Gespräch, der persönliche Kontakt.
Der Artikel stellt eine interessante Frage: Muss man heute noch Sprachen lernen, wenn es KI-Übersetzungen gibt? Auf den ersten Blick scheint es, als ob das nicht mehr nötig wäre, da Technologie die Arbeit für uns erledigt. Doch ich stimme dem Autor zu, dass Sprachenlernen mehr bedeutet als nur Kommunikation. Es macht Spaß, hilft uns, andere Kulturen besser zu verstehen und schafft eine echte Verbindung zwischen Menschen. Selbst mit Fehlern zu sprechen, vermittelt mehr Emotionen als eine seelenlose Übersetzungs-App. Sprachen zu lernen lohnt sich allein schon für die Erfahrung und die Freude am Austausch.