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geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Der politische Illiberalimus des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und sein politischer Umbau Ungarns sind inzwischen auch im Westen zur Genüge und in vielen Details bekannt. Kaum Beachtung findet jedoch außerhalb Ungarns, in welchem Maße Orbán sein Land zu einem antisozialen "Arbeitsstaat" umgebaut hat, in dem das arme Drittel der Gesellschaft nahezu völlig marginalisiert und entrechtet wurde – eine Situation, die weit über Programme wie die Agenda 2010 hinausgeht. Ich habe deshalb für SPIEGEL ONLINE ein Interview mit der ungarischen Soziologin Zsuzsa Ferge geführt und hoffe, dass das Thema so mehr Aufmerksamkeit erfährt – deshalb auch diese Empfehlung. Zsuzsa Ferge ist die Grande Dame der ungarischen Sozialforschung und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Armut und sozialer Ausgrenzung in Ungarn. In ihrem neuesten Buch "Die ungarische Sozialpolitik von 1990 – 2015" kommt sie zu dem Schluss, dass Orbán mit seiner durchaus konsequenten Sozialpolitik – deren Programm in der Abschaffung des Sozialstaates und dem Aufbau eines "Arbeitsstaates" besteht – Ungarn sozial so tief gespalten hat wie nie zuvor seit dem Ende der kommunistischen Diktatur. Dabei präsentiert sich Orbán vor heimischem Publikum eigentlich gern als "Anwalt der kleinen ungarischen Leute", der sein Volk aus der "Sklaverei" durch internationale Banken, Konzerne und Finanzspekulanten befreit habe. Tatsächlich hat seine Regierung in den letzten Jahren auch viele Sozialmaßnahmen eingeführt. Doch die halfen meistens nur der Mittelklasse und der Klientel von Orbáns Partei Fidesz, während die Unterklasse in Ungarn immer ärmer wurde. Wer sich veranschaulichen möchte, wie arme Menschen in Ungarn, gestützt auf ein ganzes System legaler Methoden, ausgegrenzt, entrechtet und unterdrückt werden, kann sich auch den Film "Der Dorf-Diktator – Zucht und Ordnung im neuen Ungarn" anschauen, den ich zusammen mit zwei Kollegen 2014/15 gedreht habe.
Quelle: Keno Verseck Bild: REUTERS spiegel.de
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