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Europa

Wie solidarisch ist Europas humanitäre Hilfe?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlSonntag, 02.02.2020

Hier fragt der Autor Joachim Häberlen, ob humanitäre Hilfe, wie etwa die deutsche Willkommenskultur, auch Solidarität bedeutet. Damit macht er auf ein Defizit aufmerksam, das von vielen Helfern (und auch von Unbeteiligten) oft nicht wahrgenommen wird. 

Aus seiner Sicht besteht die Logik der Will­kom­mens­kultur – historisch und kritisch betrachtet – eben gerade nicht aus Soli­da­rität:

Aus der Perspek­tive der Will­kom­mens­kultur und der „Geflüch­te­ten­hilfe“, um einen anderen Begriff zu verwenden, erscheint das Leben der Geflüch­teten als defi­zi­täres Leben. Es ist ein Leben, das durch einen viel­fäl­tigen Mangel gekenn­zeichnet ist. Ganz prak­tisch fehlte es im Herbst 2015 an Essen, Trinken, Klei­dung und vor allem an Schlaf­plätzen. Später rückten andere Mängel in den Vorder­grund: fehlende Sprach­kennt­nisse oder Ausbil­dungen, die einen Zugang zum Arbeits­markt ermög­licht hätten, und vor allem eine eigene Wohnung. .... Aber auch in weniger mate­ri­eller Hinsicht erscheint das Leben der Geflüch­teten als defi­zitär: Ihnen fehlen kultu­relle Fähig­keiten, etwa dieje­nige des Flir­tens, ihnen fehlen libe­rale und demo­kra­ti­sche Werte, die sie in Inte­gra­ti­ons­kursen lernen müssen, ihnen fehlen Rechte, ...., ihnen fehlt eine Stimme, die sich Gehör verschaffen könnte. Die Liste ließe sich fort­setzen.

Häberlens Hauptargument, Solidarität müsste auch das politische Leben, das politische Engagement der Geflüchteten etc. einbeziehen. Man müsste also nicht nur bei Demonstrationen für offene europäische Grenzen, sondern z. B. auch "an von Syrer*innen orga­ni­sierten Demons­tra­tionen gegen das Assad-Regime und seine russi­schen Verbün­deten" mitmachen. Solidarität hieße demnach, sich auf einer Ebene zu begegnen, die politischen Stimmen oder Anliegen der verschiedenen Gruppen in den Heimatländern wahrzunehmen sowie zu helfen, diese hörbar zu machen. Zumindest, wenn man diese als gerechtfertigt akzeptiert. Da ist was dran.

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