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Flucht und Einwanderung

GESTERN & HEUTE: Ein Gipfeltreffen zwischen Wim Wenders, Sebastião Salgado und Historienmalern

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergSamstag, 24.11.2018

Zusammen mit Juliano Ribeiro Salgado, dem ältesten Sohn des Fotografen Sebastião Salgado, nähert sich Wim Wenders in Das Salz der Erde einem Werk, das eine Welt im Umbruch zeigt.

Bekannt wurde der Brasilianer durch seine Fotos von Fliehenden, Wanderarbeitern und Vertriebenen.

Er näherte sich nach einer Krise auch der Schönheit der Welt. Wie es dazu kam, enthüllt der Film allmählich und sei nicht verraten.

Wim Wenders machte viele Filme - dokumentarische und fiktionale, Klassiker wie Paris Texas aus dem Jahre 1984 (bis heute die letzte Goldene Palme in Cannes für einen deutschen Regisseur) sind dabei.

Von seinen Dokumentarfilmen ist Das Salz der Erde formal originell. Durch eine speziell für den Film entwickelte Technik spricht der große Fotograf aus seinen Bildern, erzählt Geschichten ihrer Entstehung, legt Hintergründe offen.

Manche kritisierten den weltbekannten Brasilianer wegen seiner Ästhetisierung des Leides. Und in der Tat sind seine Bildern pathetisch, was ja nach antikem Muster gestaltetes Leiden bedeutet.

Erhellend, um die Eigenart dieses Ausnahmekünstler zu verstehen, ist das Werk Gemälde und Drama von Ivan Nagel. Er zeigt darin, dass zwischen 1300 und 1800 die Historienmalerei zur Leitgattung in Europa aufstieg. Dann begann mit dem Aufbruch in die moderne Welt deren allmählicher Niedergang, der gewöhnlich mit Erstarrung beginnt.

Die Fotografie schien ihr Todesstoß zu sein.

Im Zeitalter weltweiter Emigrationsströme und Bilderüberproduktion erneuerte Salgado die Fotografie gerade mit Bildlösungen der dramatischen Historienmalerei.

Die Fotografien - ähnlich wie die Gemälde - führen uns in die Vergangenheit, in erlebte Historie.

Der Film bringt diese in unsere Gegenwart und so wird er zu einem Gipfeltreffen der besonderen Art.

Ach, nachdem Flucht und Vertreibung wieder in den Fokus gerieten, da gab Sebastião Salgado seinen Klassiker "Exodus" neu heraus und ergänzte ihn mit einem Band über die Kinder der Exilierten, Migranten und Vertriebenen.

(Verfügbar bis 21.11.2019)

GESTERN & HEUTE: Ein Gipfeltreffen zwischen Wim Wenders, Sebastião Salgado und Historienmalern

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Kommentare 2
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 6 Jahren

    "... Manche kritisierten den weltbekannten Brasilianer wegen seiner Ästhetisierung des Leides." ich kann diese kritik nachvollziehen, nachdem ich den film gesehen habe, halte sie aber primär für selbstschutz. salgado geht voller empathie so nah ran an seine "objekte", daß es kaum auszuhalten ist. was wenders sehr glaubhaft vermittelt. salgado hat es irgendwann selbst nicht mehr ausgehalten, und sich seine ganz persönliche rettung gesucht – und gefunden. das ist äußerst pathetisch, aber da wenders' film das nicht zelebriert sondern ziemlich nüchtern beobachtet, läßt er einen als zuschauer mit dem kaum-aushalten-können ganz schön alleine – und ist damit ein typischer wenders film.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 6 Jahren

      Ja, so kann man das sehen. Danke für die Ergänzung.

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