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Flucht und Einwanderung

Was Exil bedeutet – ein großer Essay einer Autorin aus Belarus

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 25.04.2022

Der WORTMELDUNGEN-Literaturpreis 2022, einer der wichtigen Essaypreise, erhielt in diesem Jahr Volha Hapeyeva (*1982) für einen Text über die Verbindungen zwischen Sprache und Exil.

Die in Minsk (Belarus) geborene Lyrikerin und Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin, weiß bestürzend genau, wovon sie spricht. Sie ist Stipendiatin im Writers-in-Exile-Programms des PEN-Zentrums Deutschland.

Über die Jahre in Belarus heißt es, weit über den eigenen Lebenslauf hinausgreifend:

Menschen, die unter undemokratischen Regierungen leben, sind es gewohnt, in der inneren Emigration zu leben – ein Leben in zwei parallelen Welten, von denen die eine fremd und hässlich ist.

Nach dem Wahlbetrug in Belarus 2020 und der erschreckenden Ausweitung des offenen Terrors fiel ihr ein tragender Gedanke des Essay auf oder ein: sie verbindet, vergleicht den Missbrauch der staatlichen Organe mit anderen Missbräuchen:

Aber seit August 2020, als mein eigenes Land in den offenen Abgrund des Terrors durch das Regime geriet, habe ich begonnen, diese Materialien aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Mir wurde klar, dass die Situationen unter totalitären oder autokratischen (sagen wir: nicht-demokratischen) Regierungen dem Muster von Missbrauchsbeziehungen folgen.

Bei allen solchen gefährlichen und demütigenden Verhältnissen, spielt Sprache eine entscheidende Rolle zur Verschleierung wie als Waffe:

Zu den Techniken, die Missbrauchende anwenden, um Kontrolle über ihre Partner auszuüben, gehören: Bevormundung, Beleidigungen, einseitige Entscheidungen, Behandlung wie ein Kind, Unberechenbarkeit, Entmenschlichung. Und paradoxerweise sind es genau diese Strategien, die die Regime metaphorisch einsetzen, um ihre Bürger zu kontrollieren.

...

Kein Wunder, dass so viele Konflikte ihren Ursprung in der Art und Weise haben, wie wir sprechen. Man sollte jedoch bedenken, dass in jeder Sprache vieles das Ergebnis einer Sprachpolitik ist, die immer von den Machthabern betrieben wird.

Als der gegenwärtige russische Terrorstaat die benachbarte Diktatur in Belarus an der Macht hielt und gleichzeitig die Ukraine angriff, gab es beides, die aggressive wie die verschleiernde Sprache. Der Gewaltherrscher im Kreml bezeichnete seine Gegner als Ungeziefer, entmenschlichte sie also, und ersetzte Wörter wie "Krieg" und "Invasion" durch "Spezialoperation".

Da die regulierende wie die bedrohende Sprache entscheidend bleiben für autoritäre Machthaber, verteidigt die Autorin die heilende und benennende Poesie.

Vor ein paar Jahre wurde ein Freund von mir verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, nur weil er Bücher verkaufte. Er war kein Poesieliebhaber, aber in seinem ersten Brief aus dem Gefängnis bat er mich, dass ich ihm meine Gedichte schicke, das half ihm dort zu überleben. Für mich war das ein starkes Argument, weiterzumachen und nie wieder an der Bedeutung der Poesie und des poetischen Worts zu zweifeln.

Am Dienstag, den 26.04., werde ich in Berlin mit Volha Hapeyeva über ihren großen Essay, aber auch über andere ihrer Werke sprechen und sie wird lesen. Hier die Einladung.

Was Exil bedeutet – ein großer Essay einer Autorin aus Belarus

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Kommentare 2
  1. Ruprecht Polenz
    Ruprecht Polenz · vor mehr als 2 Jahre

    Danke für den großartigen Text

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 2 Jahre

      Gern geschehen. Ich las den Text als er noch in der Vorauswahl war und bemühte mich sogleich, mit der Autorin eine Veranstaltung machen zu können, was mir für heute gelang. Ihr CAMEL TRAVEL zum Beispiel legt ihre sowjetischen Kindheitsmuster offen.

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