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Das iranische Regime kämpft ums Überleben

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsDonnerstag, 09.01.2020

Der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran schien in den vergangenen Tagen bereits gänzlich eskaliert zu sein, ein Krieg mehr als wahrscheinlich. Erst feuerte eine amerikanische Kampfdrohne Raketen auf einen iranischen General im Irak ab. Nach dessen Beerdigung reagierte das Regime in Teheran und ließ amerikanische Stützpunkte in der Region beschießen. Doch ein Gegenschlag der US-Armee auf den Raketenbeschuss bleibt vorerst aus.

"Für den Moment hat sich der Iran für die besonnene Reaktion entschieden", schreibt Cornelius Adebahr in einem Gastkommentar für ZEIT Online. "Die jüngsten Raketenangriffe auf Militärstandorte der USA im Irak mit lediglich Sachschaden erlauben es der Regierung in Washington, auf eine weitere Eskalation zu verzichten." 

Nicht nur das Verhalten des Irans ist überraschend, hatten Offizielle doch den USA öffentlich mit schmerzhafter Vergeltung gedroht. Auch die Vereinigten Staaten reagierten ganz anders als erwartet – oder befürchtet.

Vor wenigen Tagen hatte Präsident Donald Trump noch getwittert, dass jede iranische Attacke auf Amerikaner massive Konsequenzen haben würde. Er drohte sogar mit Militärschlägen gegen kulturelle Einrichtungen im Iran – was ein Kriegsverbrechen wäre. Doch was interessiert Trump sein "Getwitter" von gestern? Nun sagte er in einer Rede, dass die Vereinigten Staaten und der Iran sogar gemeinsame Interessen hätten, etwa beim Kampf gegen die Terroristen vom Islamischen Staat.

"Doch die derzeitige Beruhigung kann den zugrunde liegenden Konflikt nicht beilegen", schreibt Adebahr. "Sie verlagert ihn nur in die Zukunft. Denn der Iran verfolgt weiterhin drei wesentliche Ziele: Es geht dem Regime, erstens, ums eigene Überleben und, zweitens, um die Vorherrschaft in der Region. Dafür will es, drittens, die USA aus dieser vertreiben."

Cornelius Adebahr arbeitet als selbstständiger Politikberater und Analyst in Berlin. Zwischen 2011 und 2016 lebte er erst in Teheran und anschließend in Washington. Seine Analyse lohnt sich, er ordnet den Konflikt und das Agieren der iranischen Regierung auch historisch und religiös ein:

"Geht es dem Iran im benachbarten Irak um die sogenannte Vorwärtsverteidigung, sieht sich das Land in der weiteren Region als natürliche Vormacht. Mit mehr als 80 Millionen Einwohnern inklusive gut ausgebildeter Mittelschicht sowie einer vieltausendjährigen Herrschaftsgeschichte ist dieser Anspruch auch nicht unbegründet. Allerdings steht ihm die von Saudi-Arabien angeführte und den USA und Israel unterstützte Allianz von Golfstaaten entgegen. In dieser Rivalität vermischt sich simple Machtpolitik leicht mit Fragen des Glaubens (Schiiten versus Sunniten), der Herkunft (Perser versus Araber) und der Staatsform (Republik versus Monarchien)."


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