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Die SPD setzt im Wahlkampf auf eine verstaubte Arbeitsmoral

Meike Leopold
Kommunikationsexpertin

Kommunikationsexpertin mit Wurzeln im Journalismus. Unternehmensbloggerin der ersten Stunde. Buchautorin und Speakerin. Selbstständige Beraterin für (digitale) Unternehmenskommunikation. Bloggt auf www.start-talking.de.

Zum Kurator'innen-Profil
Meike LeopoldSonntag, 23.04.2017

Wenn man bei der geruhsamen Zeitungslektüre am Sonntagmorgen nebenbei auf dem iPad den Satz „es gibt ein Recht auf Faulheit" googelt, erscheint als erstes dieser Beitrag von 2001 im Manager Magazin. Dort wird Gerhard Schröder mit diesem Ausspruch zitiert: „Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft." 2002 kam dann Hartz IV.

16 Jahre später verspricht SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, er werde sich besonders für die „hart arbeitenden Menschen" einsetzen. Die Sinnhaftigkeit dieser reichlich angestaubten Phrase nimmt taz Autor Kersten Augustin dankenswerterweise etwas genauer unter die Lupe, so dass man nach der Lektüre noch entspannter seinen Sonntag genießt.

Dass sich die Arbeitsmoral der Deutschen in den vergangenen Jahren deutlich geändert haben könnte, scheint Schulz nicht in den Sinn zu kommen. Das gilt nicht nur für jüngere (xyz) Menschen, die nicht unbedingt 40 Stunden arbeiten wollen und gerne auch mal ausgiebig „chillen". Auch ältere sind gerne mal faul — und sie stehen auch noch dazu. Das heißt ja andererseits nicht, dass sie nicht ihr Brot verdienen gehen. Aber „kaum einer will sein Leben noch der Arbeit opfern", wie der Autor ganz richtig feststellt.

Noch dazu gibt es aus Sicht von Schulz scheinbar unterschiedlich faule Menschen. Hartz IV Bezieher sind auf jeden Fall faul und das darf bei aller „Gerechtigkeitsrhetorik" weiterhin keinesfalls geduldet werden. Leute, die von Geburt an reich sind und deshalb nie werden arbeiten müssen, sind zwar auch faul, aber daran kann man leider, leider nichts ändern.

Wie wäre es mit einem differenzierteren und aktuelleren Blick darauf, was Arbeit für die Menschen heute eigentlich bedeutet oder was überhaupt als Arbeit beurteilt wird und was nicht (warum z.B. nicht auch das Ehrenamt und die Familienarbeit?). Dazu kommt die Frage, wie sich Arbeit durch Automatisierung und Digitalisierung weiter verändern wird und welche Antworten es darauf gibt (Grundeinkommen etc.).

Die SPD setzt im Wahlkampf auf eine verstaubte Arbeitsmoral

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