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Fundstücke

Dieser Ruinenplanet atmet den Geist des britischen Neoliberalismus

Rainer Sigl
Journalist Print/Online/Radio, Blogger; Textarbeiter
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Rainer SiglDienstag, 11.07.2017

Der Open-World-Shooter The Signal from Tölva des britischen Entwicklers Big Robot zeigt eine außerirdische Landschaft, die in mehr als einer Hinsicht an die gute alte Erde und da speziell an Großbritannien erinnert. Nicht nur dass die Entwickler von ihrer Inspiration durch die schottischen Highlands sprechen —schon ihr Erstlingswerk Sir, You Are Being Hunted hatte sich der prozeduralen Generierung ausdrücklich „britischer" Landschaften verschrieben.

Die Ähnlichkeiten gehen aber bei weitem über topografische Äußerlichkeiten hinaus, wie Lewis Gordon für Heterotopias ausführt. Der Planet Tölva ähnelt nicht nur in seiner Natur, sondern auch in seiner artifiziellen Ruinenhaftigkeit jenem Großbritannien, das seit Jahrzehnten von Neoliberalismus und „austerity" ausgezehrt wird.

Derelict industrial sites like those found in The Signal From Tölva are pervasive in Britain. Arguably the most visible and numerous of these are the mines, factories and shipyards of the 1980s that fell victim to Prime Minister Margaret Thatcher’s policy of economic modernisation. Enacted as a response to financial stagnation of the previous decade, Thatcher sought to make Britain’s national industries more profitable by introducing market competition. National industries were sold off to private contractors and those sites that weren’t deemed to be profitable enough were scrapped. It was a neoliberal cull of what the government perceived to be dead weight.

Die Ruinen des Neoliberalismus als Schauplatz für eine von Robotern umkämpfte außerirdische Welt, der dennoch unversehens Großbritanniens Wirtschafts- und Sozialgeschichte eingeschrieben ist — ein interessanter Blick auf ein interessantes Spiel und ein weiterer Beleg dafür, dass Werke nicht nur von ihrer Entstehungsgeschichte, sondern allgemein von Geschichte kaum zu trennen sind.

Dieser Ruinenplanet atmet den Geist des britischen Neoliberalismus

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Kommentare 1
  1. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor mehr als 7 Jahre

    Jetzt müssten sich Games nur noch häufiger auch abseits der audiovisuellen Ebene mit ihren neoliberalen, Wettbewerbs-ausgerichteten und von arbeitswissenschaftlicher Optimierung geprägten Entstehungskontexten auseinandersetzen. Es gibt zu wenige Spiele, bei denen ebenso das Gameplay selbst die Austeritäts-Ruinen erzeugt. In guter Erinnerung habe ich da noch »The Void«: Je mehr man dort die Spielwelt beackert und auf größtmögliche Effizienz hin optimiert hat, desto schneller geriet sie außer Kontrolle und in einen ruinösen Zustand. Leider noch eine recht einzigartige Spielerfahrung.

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