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Japan und die große Einsamkeit

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannSamstag, 30.12.2017

Ein 69-jähriger Mann starb 1997 in einem Apartmentkomplex in Japan und wurde erst nach drei Jahren von den Behörden entdeckt. Dieser Fall markierte den Beginn des Phänomens der sogenannten "einsamen Tode", um die es in dieser dystopischen Reportage von Norimitsu Onishi für die New York Times geht. Die extreme Isolation der Alten ist natürlich kein spezifisch japanisches Problem, sondern kann in fast allen postmodernen Gesellschaften beobachtet werden. Onishi zeigt aber bemerkenswert gründlich und hintergründig, wie und warum es eigentlich soweit gekommen ist. 

“To many residents in Mrs. Ito’s complex, the deaths were the natural and frightening conclusion of Japan’s journey since the 1960s. A single-minded focus on economic growth, followed by painful economic stagnation over the past generation, had frayed families and communities, leaving them trapped in a demographic crucible of increasing age and declining births.” 

Onishi führt uns durch das Leben von Frau Ito. Sie ist eine 91-jährige Frau, die allein in ihrer Wohnung lebt, da alle ihre Familienmitglieder gestorben sind. Sie führt uns durch die aufregende Babyboom-Ära ihrer Jugend, als Familien mit lauten Kindern in ihrem Gebäude lebten und um den inzwischen verlassenen Pool herum spielten, durch den Zerfall all dessen und bis zum heutigen Tag.

Sie ist jetzt besorgt, dass sie sterben könnte, ohne dass es jemand bemerkt, was eine ebenso praktische Frage ist, wie eine des Seelenheils. Also versucht sie, die wenigen Beziehungen zu kultivieren, die sie aufbauen konnte. 

In gewisser Weise hat das Leben Frau Ito einmal überrundet. Die Zyklen, in denen sich Menschen ändern, sind länger als die, in denen sich die wachstumssüchtigen Gesellschaften des bedingungslosen Kapitalismus wandeln. 

Japan und die große Einsamkeit

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