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Kaputt: ein beängstigend schöner Kurzfilm über ein Frauengefängnis in der DDR

Anne Hahn
Autorin und Subkulturforscherin
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Anne HahnFreitag, 17.02.2017

"Ich war einer von den braven Strebern", erzählt Volker Schlecht, der Zeichner des Films "Kaputt", im arte-Magazin Kurzschluss. Jahrgang 1968, in der DDR sozialisiert und stromlinienförmig mitgeschwommen, nutzte er die Möglichkeit, denjenigen einen Film zu schenken, die sich nicht dem System gebeugt haben. Aus mehrstündigen Interviews mit den Zeitzeuginnen Gabriele Stötzer und Birgit Willschütz schnitt Alexander Lahl, Jahrgang 1979, ein Komprimat für die sieben Filmminuten. Die monochromen Zeichnungen Volker Schlechts geben in zarten Strichen und "vernarbten" Übermalungen traumatische Erlebnisse der beiden Frauen wieder, schaffen eine künstlerische Distanz, die funktioniert. Der Text wirkt eindringlicher, ergänzt die angedeuteten Zeichnungen zu kompletten Bildern der eigenen Phantasie, Arrestzelle, Arbeitssaal mit Nähmaschinen, Wasch- ohne Toilettenräume. Angst, Gewalt, Einsamkeit. 

Gabriele Stötzer verbrachte ein ganzes Jahr ihrer Jugend als politische Gefangene im Frauengefängnis Hoheneck, wandelte diese Erfahrung immer wieder künstlerisch um, war und ist eine der führenden Aktivistinnen der Erfurter Kunstszene. Ihr gefalle besonders, dass die Zeichnungen Schlechts in "Kaputt" die Spuren aller Veränderungen zeigten, berichtet dieser im Werkstattgespräch. Schlecht stellte nicht, wie für Animationen üblich, Dutzende von Zeichnungen für Bewegungen her, sondern radierte und übermalte ein und dasselbe Blatt, was Narben sichtbar macht. Ein künstlerischer Ausdruck, der Thema und Protagonistinnen entspricht.

Hoheneck, einst sächsisches Weiberzuchthaus, später Lazarett und Zuchthaus, war zu DDR-Zeiten ein gefürchteter Ort, der Frauen-Strafvollzug für "Langstraflerinnen" ab drei Jahren Haftstrafe. Hier verbüßten politische Gefangene, die kritisch und aktiv waren oder auch nur einen Ausreiseantrag falsch formulierten, einen Fluchtversuch unternommen oder ein Flugblatt entworfen hatten, ihre Haftzeit. Monate, Jahre. Ein Grauen, das nicht vergeht.

online bis 22. Februar 2017

Kaputt: ein beängstigend schöner Kurzfilm über ein Frauengefängnis in der DDR

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