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Fundstücke

Wer erschoss Shireen Abu Akleh?

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
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Lars HauchDonnerstag, 12.05.2022

Shireen Abu Akleh war eine außergewöhnliche Journalistin und hat sehr vielen Menschen sehr viel bedeutet. Gestern traf sie eine Kugel in den Kopf, während sie über Einsätze der israelischen Armee im Westjordanland berichtete.

Katharina Konarek hat einen kleinen Nachruf geschrieben, dem noch viele weitere folgen werden. Abu Akleh, palästinensisch-amerikanisch, gebürtig aus Ost-Jerusalem, Christin, arbeitete seit 1997 für Al Jazeera und wurde zu einer der bekanntesten Kriegsberichterstatterinnen der Region. Während der zweiten Intifada 2002 verbrachte sie einen knappen Monat in Jenin und dokumentierte die Zerstörung der Stadt durch die israelische Armee. Dort, in Jenin, wurde sie nun auch getötet. 

Abu Akleh wurde 51 Jahre alt. Sie trug Schutzweste und Helm mit deutlich sichtbarem "PRESS"-Schriftzug. Premier Bennett erklärte gestern rasch, bewaffnete Palästinenser hätten in der Gegend wild um sich geschossen. Israelische Soldaten hingegen hätten "akkurat, vorsichtig und so verantwortungsbewusst wie möglich" das Feuer erwidert. Abu Akleh sei tragischerweise ins Kreuzfeuer geraten. Wessen Kugeln sie getroffen haben, könne man allerdings nicht sagen. Es brauche eine gründliche Untersuchung, um die Wahrheit herauszufinden. 

Aussagen von Zeugen sind deutlich weniger vage. Laut Ali al-Samudi, einem Journalisten, der ebenfalls vor Ort war, befand sich die JournalistInnen-Gruppe Hunderte Meter entfernt vom Getümmel und baute gerade ihre Kameras auf. Sie seien von israelischen Militärfahrzeugen gesehen worden und hätten sich langsam und bedacht als Reporter identifiziert. Soweit, so routiniert. Nach einigen Minuten sei dann plötzlich ein Schuss gefallen, dann ein weiterer. Al-Samudi wurde in die Schulter getroffen. Shireen habe noch geschrien "Ali wurde angeschossen!", dann wurde sie selbst getroffen.  

Ali al-Samudi betont, dass es keine Situation von Kreuzfeuer war. Die israelische Armee habe mit voller Absicht auf die Gruppe gefeuert. 

Shatha Hanaysha, eine weitere Journalistin vor Ort, gibt an, die Gruppe habe 10 Minuten lang gut sichtbar für die israelische Armee im Freien gestanden. Es habe keinen Zweifel an ihrer Identität gegeben. "Ein israelischer Scharfschütze hat auf uns geschossen"sagt sie.

Israels Regierung beharrt darauf, das Projektil zu bekommen, um den Vorfall untersuchen zu können. Die palästinensische Seite verweigert das bisher. Von vielen Palästinensern ist zu hören, dass man Erfahrungen zu Genüge mit angeblich "unabhängigen Untersuchungen" habe, die letztlich bloß dazu dienten, eine eindeutige Schuldzuweisung zu verhindern. 

Um Schuld und Wahrheit wird also weiterhin gerungen. Die FAZ schreibt dazu: 

Sieht man sich vergleichbare Fälle aus der Vergangenheit an, kann es gut sein, dass es dabei bleibt. Jede Seite hat dann ihre Version.

Ein Phänomen, das kein Zufall ist. Denn für jedes noch so absurde Narrativ, das angeboten wird, finden sich in 'Öffentlichkeit und Politik' dankbare Abnehmer. Und schon wird ein Skandal zu einem Haufen Fragezeichen. Dank dieser Dynamik gilt sogar der Einsatz von Chemiewaffen der syrischen Regierung in einigen Kreisen als "umstritten". 

Ob die palästinensische Seite nun das Projektil nicht den israelischen Behörden überlassen will, weil sie etwas zu verbergen hat, oder weil man Desinformation fürchtet, lässt sich an dieser Stelle nicht klären. Wohl aber stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, warum in manchen Fällen der Ruf nach "keine vorschnellen Schlüsse ziehen!" besonders laut ist, in anderen wiederum gar nicht erst aufkommt.

Angeblich erwägt die palästinensische Seite, internationale ErmittlerInnen hinzuzuziehen. Das scheint im Fall Abu Akleh sinnvoll, bedarf aber der Kooperation aller Seiten.

Wer erschoss Shireen Abu Akleh?

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