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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Beim illegalen Drogenkonsum müssen die meisten wohl unwillkürlich an Bahnhofsmilieu, Straßenstrich, Beschaffungskriminalität und ein sozial schwieriges Umfeld denken, aber in dem Feature "Menschen und Substanzen. Die anderen Versionen der Welt" von Jörn Klare kommen so ganz andere Stimmen zu Wort, als man vielleicht erwartet hätte.
"Vom Soldat über Ärzte, die ich kenne, über auch Krankenpfleger, Leute, die irgendwie im Marketing arbeiten, also wirklich querbeet. (...) Also da kann man jetzt nicht sagen: das ist die Berufsgruppe. Friseure, Flugbegleiter... alles mögliche. Also wirklich alle Gesellschaftsschichten bei allen Drogen."
Hier sprechen keine Klischee-Junkies, im Gegenteil, es kommen mitunter gebildete und beruflich sehr erfolgreiche Konsument*innen aus der Mitte der Gesellschaft zu Wort, die im Alltag wohl niemandem als Nutzer illegaler Drogen auffallen würden.
"Ich wusste, diese Vorstellungsgespräche sind sehr hart. Also die nehmen dich da durch die Mangel. Die sagen dann: So. Dieses und jenes Problem. Schreib uns die Lösung jetzt an die Tafel! Und fragen dann viele Fragen dazu. Also da musst du wirklich (...) da sein.(...) Dann bin ich morgens um drei aufgewacht und war nervös und konnte nicht mehr schlafen (...). Und dann war sieben, und ich wusste: ‚Okay, in ein paar Stunden ist mein Interview. Ich bin völlig durch. Was mache ich? Ich könnte es absagen oder verschieben, aber das ist auch nicht so einfach.‘ Und das war dann so ein Moment, wo halt diese Jahre in der Partyszene - das war schon so ein Mindset von: ‚Okay, ich habe ein Problem. Welche Droge hilft mir jetzt?‘
Die Konsument*innen berichten von bewusstseinserweiternden Rauscherfahrungen, erzählen, was die Drogen ihnen bringen und welchen Stellenwert sie in ihrem Alltag und ihrem Leben einnehmen. Das Feature bringt den Reiz von Drogen damit auch Nichtkonsument*innen etwas näher. Etwas beschäftigte mich die Frage, ob das Feature aus diesem Grund vielleicht sogar eine Verlockung für Suchtgefährdete darstellen könnte. Ich finde aber, das tut es nicht mehr als die tatsächliche Welt da draußen auch, in der in den verschiedensten Kreisen Drogen konsumiert werden, mit denen wohl jeder mal konfrontiert werden kann.
"Und dann habe ich medizinisches Speed genommen. Gerade so, dass ich eben richtig, richtig wach war, aber nicht zu wach, und dann war ich immer noch nervös. Und dann habe ich noch eine kleine Dosis Beruhigungsmittel dazu genommen. Hab mich quasi austariert sozusagen. Und bin dann da eingelaufen bei diesem Interview. (...) Und hab dann dieses Interview … easy, easy geschafft, die haben mich eingestellt und mein Chef hat mir später noch gesagt, er war so beeindruckt, weil er extra seinen fiesesten Interviewer geholt hat, der mich da durch die Mangel drehen sollte. Und ich wäre ja völlig unbeeindruckt gewesen."
Auch werden die Gefahren für Leib und Seele, dem eigenen wie dem der Menschen im näheren Umfeld, deutlich zur Sprache gebracht. Schattenseiten, die der Drogenkonsum zweifelsohne mit sich bringt - von der Gewöhnung und dem Ausbleiben des Kicks über das Spiel mit dem Tod bei jeder Einnahme bis hin zu extremer Abhängigkeit, drohenden Gefängnisstrafen und dem Entzug der Kinder durch das Jugendamt.
"Heroin. Naja, ich kann es quasi nicht … kann es nicht beschreiben (...) Also die ersten Male war noch schön und dann war es, (...) hat mich dann nicht mehr zufriedengestellt und es ist völlig bescheuert und dieses Nichtzufriedenstellen hat mich noch mehr konsumieren lassen. (...) Ja, kann man schlecht erklären. Aber es war halt so ein Gefühl: ‚Funktioniert nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.‘ Und dann mach ich dann nochmal was, um das vielleicht zu erreichen."
Die Regie von Cordula Dickmeiß setzt diesem Rauschthema ein Konzept äußerster Klarheit und Nüchternheit entgegen, indem vollends auf Musiken oder anderes akustisches Spielmaterial verzichtet wird und nur die Originaltöne für sich sprechen. Einige der O-Ton-Geber*innen wollten bei diesem sensiblen Thema allerdings nicht mit ihrer eigenen Stimme zu hören sein, was auch von vornherein offengelegt wird, sodass bestimmte Originaltöne nachgesprochen wurden. (Einer dieser Rollen durfte übrigens ich meine Stimme geben.) Die Erzählungen und Erfahrungsberichte werden meines Erachtens dadurch jedoch nicht in ihrer Wirkung getrübt.
"Ich habe ja wirklich mit 100 Pillen angefangen und irgendwann habe ich 5000 auf einmal gekauft. Also ich habe da ja auch wirklich gearbeitet. Gerade das Dealen, das wird oft immer so abgetan: Das ist ja leicht verdientes Geld. Das war wirklich ein harter Knochenjob. Das war wirklich … Allein die ganzen Leute zu treffen. (...) Man muss immer erreichbar sein, wenn es irgendwie Lieferschwierigkeiten gibt, dann hat man Druck. (...) Man muss dann auch immer gucken, dass der Stoff da ist, dass die Qualität gut ist. Also es war jetzt schon auch so ein Fulltimejob. Es war auch echt wirklich anstrengend."
Das Feature ist auf seine eigene nüchterne Art und Weise bewusstseinserweiternd, und es ist toll konstruiert: Die Originaltöne sind wirkungsvoll ineinander verschachtelt und bauen zunehmend eine Spannung auf. Der Reiz der Droge, die anfänglich einiges erleichtern, aber langfristig alles beschwerlich machen kann, spiegelt sich hier gewissermaßen auch auf dramaturgischer Ebene. Ich werde jedenfalls nach wie vor die Finger von Drogen lassen. Für mich haben sie – trotz der scheinbar verlockenden Rauschzustände, von denen hier unter anderem die Rede ist, nach wie vor eine abschreckende Wirkung.
Quelle: Jörn Klare Bild: EyeEm / Cavan Age... www.hoerspielundfeature.de
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Toller piq und so ein wichtiges Thema! Ich habe mich schon so oft selbst dabei ertappt, mich zu fragen, ob ich langweilig und bieder bin, weil ich keine illegalen Drogen konsumiere und daran auch nie Interesse hatte. Zum einen, weil illegaler Drogenkonsum in meinem erweiterten Bekanntenkreis so weit verbreitet ist, zum anderen aber auch durch die ständige Glorifizierung in der Popkultur.