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Klima und Wandel

20,75 Grad Celsius: Neuer Wärmerekord in der Antarktis

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMontag, 17.02.2020

Plusgrade und ewiges Eis - das ist ein antagonistischer Widerspruch. Insofern verheißt der neue Temperaturrekord am Südpol nichts Gutes: Wissenschaftler der Universität Viçosa haben am 9. Februar auf der Seymour-Insel an der Spitze der Antarktischen Halbinsel plus 20,75 Grad Celsius gemessen. Ein neuer Rekord: Die mittlere Jahrestemperatur liegt hier, an der Spitze des nördlichen Zipfels der Antarkis, normalerweise bei minus 9 Grad.

Tage zuvor waren weiter nördlich auf der argentinischen Forschungsstation Esperanza bereits 18,3 Grad gemessen worden. Nach Angaben der Internationalen Wetterorganisation WMO gibt es keine Region der Welt, die sich schneller erwärmt,  als die antarktischen Halbinsel, beinahe drei Grad in den letzten 50 Jahren.

Mit den logischen Folgen: Der jährliche Eisverlust des antarktischen Eisschildes hat sich zwischen 1979 und 2017 mindestens versechsfacht. Erst vor ein paar Tagen war der Pine Island Gletschers vom Westantarktischen Eisschild abgebrochen - mit einer Fläche von über 300 Quadratkilometer so gross wie Malta. Abgebrochen heißt: Der Eisblock wird durch Meeresströmungen Richtung Norden driften, wärmere Regionen erreichen und so den Meeresspiegel ansteigen lassen. Vor drei Jahren hatte sich das Larsen-C-Eisschild abgespalten, das mehr als 15 mal so groß war und inzwischen Vergangenen Herbst folgte ein "D28" genannter Eisbrocken.

Eine soeben veröffentlichte Studie zeigt, dass der "Antarktis- Faktor" das größte Risiko für den Anstieg des globalen Meeresspiegels ist. Allein durch den Beitrag der Antarktis könnte der globale Meeresspiegel in diesem Jahrhundert dreimal so stark ansteigen wie im letzten Jahrhundert. Bislang galten demnach die thermische Ausdehnung des sich erwärmenden Meerwassers und die schmelzenden Gebirgsgletscher als wichtigste Treiber des Meeresspiegelanstiegs.

In der letzten Warmzeit vor der heutigen stieg der Pegel um sechs bis neun Meter – trotz einer Meereserwärmung um weniger als zwei Grad. Das Abschmelzen der beiden Eisschilden auf Grönland und am Südpol gilt als "Kippelement" des Erdsystems. Werden diese ausgelöst, gibt es kein Zurück mehr. Das Abschmelzen der Antarktis würde den Meeresspiegel um 58 Meter anheben. Die Eisausdehnung am Nordpol erreichte im September 2019 die Fläche von nur noch 3,9 Millionen Quadratkilometer - die zweitkleinste seit Beginn der Satellitenmessungen im Jahr 1979.

Fehlende Kälte auch hierzulande: Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigte, dass der phänologische Frühling diesmal zwei bis drei Wochen früher als gewöhnlich begonnen hat.

 20,75 Grad Celsius: Neuer Wärmerekord in der Antarktis

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor fast 5 Jahre

    Ah, ja, ehe ich's vergesse: Wir müssen die ETS - Emissionen schneller absenken als bisher, nämlich mindestens um 60 Mio.t CO2-Äquivalent pro Jahr. Und alle Kraft- und Brennstoffe dort mit reinnehmen. Und einen sozialen Ausgleich schaffen. So das war's wieder mal...

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