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Klima und Wandel

„Die Energiewende macht den Strom immer teurer!“ Nein. Ein Unpiq.

Ralph Diermann
Energiejournalist

Strom, Wärme und Mobilität – das sind meine Themen. Ich arbeite seit 2008 als freier Energiejournalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, die Neue Zürcher Zeitung, für Riffreporter sowie für einige Fachzeitschriften.

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Ralph DiermannMittwoch, 25.10.2017

Das wohl beliebteste Argument all derer, die mit der Energiewende hadern, ist das der steigenden Strompreise: Haushalte würden durch den Ausbau der Wind- und Solarenergie immer stärker belastet. Genährt wird diese Haltung von Artikeln wie dem der Frankfurter Rundschau, dessen Autor jetzt unter Bezug auf Zahlen des Vermittlungsportals Verivox einen neuen Rekord beim Strompreis ausgemacht hat. Rund 30 Euro müsse eine Familie 2017 mehr zahlen als im Vorjahr. Diese Entwicklung liege im Trend der letzten Jahre, zitiert der Autor einen Verivox-Experten.

Dieser Artikel ist ein echter Unpiq (also ein Text, den wir gerade nicht empfehlen, zum Beispiel weil ihm Argumentationsfehler zugrunde liegen – den wir hier aber trotzdem teilen, etwa, weil sie einen Erkenntnisgewinn bringen). Warum?

  • Der Text schürt die Angst vor steigenden Strompreisen, obwohl die Tarife seit fünf Jahren stagnieren. Laut Verivox sind die Preise 2017 zwar um 3 % gegenüber 2016 gestiegen. Nimmt man jedoch 2013 als Bezugsjahr, liegt der Anstieg bei gerade einmal insgesamt 0,4 % (auch das zeigen die Verivox-Zahlen), obwohl der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix seitdem von 24 auf 38 % gestiegen ist. Berücksichtigt man die Inflation, ist Strom seitdem sogar deutlich billiger geworden. Daraus einen Trend zu stetig steigenden Preisen abzuleiten ist, äh, mutig. Zumal sich schon jetzt abzeichnet, dass der Strompreis 2018 sinken wird, da die EEG-Umlage und vielerorts auch die Netzentgelte geringer ausfallen werden.
  • Der Text verrät nicht, auf welchen Daten die Aussagen basieren. Das ist  insofern problematisch, als dass Verivox bei seinen Statistiken früher allein die Grundversorger-Tarife heran gezogen hat, die aber nur ein Drittel des Marktes abdecken. Dazu kommt: Verivox ist kein unabhängiger Datenlieferant. Das Unternehmen hat ein Interesse daran, dass Haushalte Preissteigerungen befürchten, weil sie dann eher bereit sind, ihren Stromanbieter zu wechseln. Immerhin thematisiert der Autor dies am Ende des Textes.
 „Die Energiewende macht den Strom immer teurer!“ Nein. Ein Unpiq.

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Kommentare 6
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 7 Jahren

    gute idee, das un-piqen!

  2. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor 7 Jahren

    Und was ist mit dem Zehnjahreszeitraum, den der Text anführt und in dem der Strompreis um 38 Prozent gestiegen sein soll? Angenommen die Darstellung von Verivox stimmt [http://www.verivox.de/...] wäre dein Verweis auf die Stagnation in den letzten fünf Jahren genauso irreführend, wie der alleinige Verweis auf eine Steigerung im letzen Jahr.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor 7 Jahren

      Ralph sagt nicht, dass die Strompreise nicht gestiegen sind, sondern, dass daran nicht alleine die Erneuerbaren Schuld sind.

    2. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor 7 Jahren

      Ja klar, ist richtig. Was aber nichts daran ändert, dass es die von der FR suggerierte Tendenz zu steigenden Strompreise nicht gibt. Im Gegenteil: Nächstes Jahr werden die Strompreise wohl fast überall in Deutschland leicht sinken.

  3. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor 7 Jahren

    Top unpiq!

    1. Kommentar entfernt
      Kommentar entfernt · vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde gelöscht.

    2. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 7 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) raus aus der filter-bubble ist ohne ein paar clicks nicht zu haben, tja ; )

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