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Klima und Wandel

Klimaschutz: Verhaltensänderungen sind effektiver als Wundertechnik

Ole Wintermann
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Ole WintermannSonntag, 05.05.2024

Die Debatte um den Klimaschutz betont zu häufig allein angebotsseitige Maßnahmen zur Reduzierung der GHG-Emissionen wie den Ausstieg aus der Förderung fossiler Energieträge oder die Erfindung einer #Wundertechnik, die es noch gar nicht gibt oder die die Erwartungen nie wird erfüllen können.

Forschende haben sich nun in einem sehr umfänglichen Studienreview (Analyse einer höheren fünfstelligen Zahl von Studien) dezidiert mit der Effektivität der nachfrageseitigen Maßnahmen beschäftigt und fordern, dass wir uns sehr viel stärker mit Verhaltensänderungen befassen, da diese kurzfristig und sehr wirksam und kostengünstig umsetzbar wären. So ist eine sektorspezifische Reduzierung der GHG-Emissionen bis 2050 um bis zu 70% erreichbar. Zudem sind diese Maßnahmen stets mit externen positiven Wirkungen auf die eigene Lebensqualität verbunden. Es geht im Kern um die Änderung der Lebensstile. Zu diesen Maßnahmen (bei denen sicher auch Verkehrsminister Wissing fündig würde) zählen zum Beispiel:

  • ein autofreies Leben ermöglichen (höchstes Minderungspotenzial),
  • Reduzierung des Flugverkehrs,
  • Umstellung auf weniger CO2-intensive Kraftstoffquellen, -mittel und -verkehrsträger,
  • vegane Ernährung (sektorspezifische Reduzierung um bis zu 70%),
  • Nutzung von Wärmepumpen,
  • Dämmmaßnahmen im Hausbau,
  • Prosumer-Systeme im Energiebereich (Balkonsolar),
  • kohlenstoffarmes Bauen,
  • Einführung von Elementen der Kreislaufwirtschaft (v.a. Materialeffizienz),
  • Home Office-Arbeit.

Wie können diese Verhaltensänderungen vorangetrieben werden? Die Forschenden nennen hierbei eine Reihe interessanter Rahmenbedingungen. Neben der Notwendigkeit kontextbezogener Informationen über die Auswirkungen des eigenen Verhaltens deutet sich an, dass eine gewisse Abkehr vom Status des "auffälligen Konsums" (SUV vor der Tür) und Hinwendung zum Status des "energiesparenden Haushalts" erfolgt (die ich aus rein subjektiver anekdotischer Evidenz nur bestätigen kann).

Auch die folgende wichtige wissenschaftliche Erkenntnis verwundert mich nicht:

The relationship between pro-environmental behaviors and subjective wellbeing is positive and robust. This implies that individuals who engage in pro-environmental behaviors tend to experience higher levels of subjective wellbeing.

Die Forschenden schreiben der Politik eine wichtige Rolle in der Kommunikation dieser Erkenntnisse zu.

Welcher Politiker, welche Politikerin in Deutschland kommt dieser Aufgabe nach? Mir fällt auf Bundesebene nur eine Person ein.

Klimaschutz: Verhaltensänderungen sind effektiver als Wundertechnik

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Kommentare 4
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor 7 Monaten

    ja, positive und motivierende Erzählungen sind sehr sehr sehr wichtig. Das Gefühl von Schönheit, Gesundheit und Freude mit dem Schutz des Systems "Erde" verbinden.
    Im Übrigen sind die Emissionsobergrenzen-Systeme der EU (EU-ETS und EU-ETS 2) Nachfrage-ändernde Systeme. Oder zumindest ein Mittelding: das Angebot wird begrenzt über einen Hebel (den Preis), der die Nachfrage senkt.

  2. Torsten Sewing
    Torsten Sewing · vor 7 Monaten

    Danke für den Hinweis! Gutes Thema - und schön, darüber mal umfänglich zu lesen. Vor allem, nachdem der jüngste IPCC Report erstmals nachfrageseitige Maßnahmen als relevant erwähnt. Ich vermisse in dieser Metastudie allerdings den Blick auf Tools, die verhaltensökonomische Probleme überwinden und nachweislich zu Verhaltensänderungen führen. Die erwähnten Stellhebel Politik, Rahmenbedingungen (Veränderung im Statusdenken) und sogar ein "subjektives Wohlfühlen" sind appellativ und deshalb wohl nur sehr langfristig erfolgreich. Kurzfristig kann man auf Anreize setzen, z.B. in Form von Gamification und das Thema z.B. CO2-Einsparen per niedrig-schwelligem "Nudging" vermitteln.

    Disclaimer: Wir bei klima-taler.com machen genau das.

    1. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor 7 Monaten

      schreibt doch nen community pick über die gameification-idee...

    2. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor 7 Monaten

      Hallo Torsten, danke dir für das Feedback. Ja, ich stimme dir in der Frage natürlich zu. Leider ist diese Frage nach wie vor ein offener Punkt von all den Debatten um den Klimaschutz, die sich eher nur damit befassen, welche Ebene und welche Akteure grundsätzlich überhaupt verantwortlich für klimaschonendes Handeln sind. Ich denke, wir müssen uns Perspektiv mit "unangenehmen" offenen Fragen befassen. Stichwort: Politischer Systemwettbewerb.

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