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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Gerade hat eine Frau, die bei einer Stanford-Party vergewaltigt wurde, einen eindringlichen Brief an den Täter vor Gericht vorgelesen, den meine Kollegin Friederike Knüpling hier schon gepiqd hat. Brook Turner, der Täter, wurde zu einer sehr milden Strafe verurteilt - sechs Monate Haft - wird aber nach seiner Entlassung in das Register der Sexualverbrecher aufgenommen, was viele als die eigentliche Strafe sehen. Denn in dieser Datenbank, die öffentlich zugänglich ist, wird sein Name lebenslang stehen. Neben den Namen von anderen Menschen, die als Sexualverbrecher gelten — was in den USA neben Vergewaltigern und Kinderschändern auch ein Mensch sein kann, der im öffentlichen Raum gepinkelt hat.
Dieser Artikel erklärt, warum der Eintrag in das Register keine effektive Strafe ist. Denn Täter wie Turner bringt es nicht dazu, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen oder überhaupt zu verstehen, was sie falsch gemacht haben. Sie werden vielmehr stigmatisiert als die „Bösen" der Gesellschaft, dürfen in manchen Staaten nicht nahe Kirchen wohnen oder in Einkaufszentren gehen und müssen ihre Nachbarn über ihre Tat informieren.
Als das Register entstand, war der Gedanke dahinter, dass man Wiederholungstäter so leichter finden beziehungsweise Täter überhaupt daran hindern konnte, noch einmal eine sexuelle Straftat zu begehen. Leider funktioniert das nicht, wie dieser Text beschreibt. Stattdessen bietet das Register der Gesellschaft einen bequemen Ausweg: Statt sich wirklich mit den Ursachen sexueller Gewalt zu beschäftigen und dafür zu sorgen, dass Täter so betreut werden, dass sie ihre Tat wirklich verstehen und Konsequenzen für sich daraus ziehen, begnügt man sich damit, die Täter als „anders" zu brandmarken. Eine Diskussion darüber, was „rape culture" bedeutet und wie eine Gesellschaft insgesamt dazu beiträgt, kommt so natürlich überhaupt nicht zustande.
Quelle: Christina Cauterucci EN slate.com
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