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Liebe, Sex und Wir

Warum hat Angelina Jolie geschwiegen?

Judka Strittmatter
freie Journalistin und Autorin
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Judka StrittmatterDienstag, 24.10.2017
#Metoo in allen Ehren, darüber brauchen wir null diskutieren. Aber wie distanzlos von Frauen und Feministinnen jetzt Hollywood bemitleidet wird, das geht mir echt zu weit. Dem Hort der Heuchelei schlechthin? Siehe auch: http://www.sueddeutsche.de/kultur/sexismus-in-hollywood-die-stadt-der-heuchler-1.3715943

Und deswegen poste ich jetzt diese Kolumne von Jan Fleischhauer vom SPIEGEL, der mir voll aus der Seele spricht. 

"Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber in mir erzeugt der absolute Gleichklang der Öffentlichkeit immer eine gewisse Übelkeit. Ich mag es nicht, wenn sich alle zu einig sind. Das gilt zumal, wenn es sich wie bei Weinstein oft um Leute handelt, die dem nun Verachteten vorher noch Kränze gewunden haben.Der Opportunismus der Verdammung ist nicht besser als der Opportunismus der Adoration. Dieselben Menschen, denen es eben nicht schnell genug gehen konnte, sich vor dem mächtigen Mann zu verbeugen, sind jetzt die eifrigsten, wenn es darum geht, ihn zu verdammen. Tatsächlich ist in der eiligen Distanzierung von dem Monster derselbe Mechanismus zu beobachten, der vorher allen den Mund verschlossen hat."

Gerade Angelina Jolie, die überall in der Welt als UN-Botschafterin gegen Gewalt gegen Frauen spricht, die ihre Krebs indizierten Brust-Implantate ausführlich in der New York Times ausbreitete und andere Frauen zur Vorsorge animierte, diese Frau hatte in den letzten Jahren nicht den Einfluss und die Macht, Harvey Weinstein als Belästiger zu enttarnen??? Eine Frau im Übrigen, die von sich selbst sagt, keine weiblichen Freunde zu haben? Sorry, ich glaube ihr kein Wort. Ich glaube, in Hollywood denkt man zuerst an sich selbst. Und nimmt vieles dafür in Kauf.

 

Warum hat Angelina Jolie geschwiegen?

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Kommentare 11
  1. Marcus Ertle
    Marcus Ertle · vor 7 Jahren

    Das traurige ist ja, dass auch heute viele mächtige Männer durch das Schweigen der Opfer geschützt werden.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

      Warum? Darüber denke ich grad nach...

    2. Marcus Ertle
      Marcus Ertle · vor 7 Jahren

      @Marcus von Jordan Bei den einen wohl Angst..bei anderen Opportunismus. Ich meine, bei unbekannten Schauspielern, die wirklich ums wirtschaftliche Überleben kämpfen müssen, verstehe ich das sehr gut. Aber wenn man schon berühmt ist und selbst doch eigentlich mächtig ist....da versteh ich es weniger

    3. Nils Pickert
      Nils Pickert · vor 7 Jahren

      Nee, das Traurige ist, dass wir hier ernsthaft darüber diskutieren, wie sich Opfer gefälligst zu verhalten haben, damit das Verhalten von Tätern, besser eingeordnet und eingefangen werden kann. Echt jetzt?!
      Das Traurige ist erstmal, dass Männer wie Weinstein so etwas inmitten eines breiten Kreis von Mitwissern tun und tun können. Punkt. Danach kommt sehr, sehr lange nichts. Und irgendwann, nachdem wir diese ganze Scheiße aufgearbeitet, weggeräumt und ein für alle Mal beendet haben, können wir uns wieder anderen Dingen zuwenden.

      Mannmannmann.

    4. Marcus Ertle
      Marcus Ertle · vor 7 Jahren

      @Nils Pickert Ich finde es jetzt nicht unredlich, darauf zu hoffen, dass Opfer sexueller Gewalt die Täter anzeigen und diesen damit den Schutz des Schweigens entziehen.

    5. Nils Pickert
      Nils Pickert · vor 7 Jahren

      @Marcus Ertle Lieber Marcus,
      ich find das auch nicht unredlich, aber definitiv die falsche Reihenfolge und tatsächlich auch ausgesprochen fragwürdig, wenn es als Anspruchshaltung formuliert wird. Opfer "müssen" überhaupt nichts tun. Sich nicht anders kleiden, nicht besser zur Wehr setzen, nicht lauter oder leiser sein, niemanden anzeigen oder sofort damit an die Öffentlichkeit gehen. Die Bringschuld haben die Täter. Immer.
      LG
      Nils

    6. Marcus Ertle
      Marcus Ertle · vor 7 Jahren

      @Nils Pickert Das ist mir jetzt zu pädagogisch. Wer Täter ist, hat eine strafrechtliche Schuld und keine Bringschuld. Er muss angezeigt werden (oder zeigt sich selbst an, aber darauf zu hoffen, erscheint mir dann doch etwas naiv) und dann kommt es zu einem Verfahren und er wird bestraft. Danach kann er sich bessern und/oder an eine Entschädigung oder Therapie denken.

    7. Nils Pickert
      Nils Pickert · vor 7 Jahren

      @Marcus Ertle Und mir ist das zu kurzsichtig. Deine Argumentationsweise ist die gleiche, die beispielsweise auf dem Oktoberfest in Verhaltensregeln für Frauen* mündet, mit denen sie angeblich vermeiden, Opfer sexualisierter Gewalt zu werden. Die Anweisung sollte aber niemals "Lass dich nicht vergewaltigen" lauten. Sie lautet "vergewaltige nicht".
      In diesem Sinne eine kleine Lektüreenpfehlung (wir sind ja hier immerhin bei piqd).
      http://www.taz.de/!507...

      LG
      Nils

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 7 Jahren

    Gleich bleibt der Oppurtunismus. Deshalb sind die Renegaten, die beweisen müssen, dass sie sich "gewandelt" haben, die schärfsten.
    Als König Chlodwig I. zum Christentum überging, hieß es:
    "Bete an, was Du verdammt hast, und
    Verdamme, was Du angebetet hast."
    Wahrlich, wir sind aus krummen Holz!

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

    Den find ich super dazu: http://www.zeit.de/kul.... Kann den mal wer piqen bitte...

    1. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      Spitzentext. Danke, liebe ZEIT!

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