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Medien und Gesellschaft

Der freie Journalist Christian Gesellmann rechnet mit Honoraren und Zahlungsmoral der Branche ab

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzMittwoch, 09.10.2019

Ich kenne Christian Gesellmann nicht persönlich. Ich weiß nur, dass ich seine piqs und Krautreporter-Texte sehr gern lese. Seit heute Morgen weiß ich noch etwas mehr: Gesellmann ist 35 Jahre alt, oft pleite – und verdammt wütend:

Wenn vom Zustand der Pressefreiheit in Deutschland die Rede ist, dann geht es meist um Bedrohung von Journalisten durch Neonazis oder Diskriminierung durch Behörden. Das gibt es alles, und es ist ein Problem. Aber was das viel größere, viel mehr Autoren und andere freie Berufe betreffende Problem ist: unanständig niedrige Honorare und die Arschloch-Zahlungsmoral unserer Auftraggeber.

In seinem Facebook-Post zieht Gesellmann eine bittere Bilanz. Die meisten Auftraggeber (die Krautreporter nimmt er ausdrücklich davon aus) zahlten nicht nur schlecht, sondern vor allem spät oder gar nicht:

Interessanterweise spielt es auch gar keine Rolle, ob es Linke sind, oder Verwaltungen oder öffentliche Anstalten oder konservative Stiftungen. Überall gebrochene Arme, wenn man seinem Geld hinterher fragt. Der zuständige Sachbearbeiter immer grad zufällig krank. Niemand zuständig. Keine Entschuldigung.

Ich arbeite selbst als freier Journalist und habe mit den meisten Medien gute Erfahrungen gemacht. Aber das scheint eher glücklicher Zufall zu sein: Vielen Freundïnnen und Bekannten geht es genau wie Gesellmann. Sie arbeiten für geringe Honorare und müssen teils Monate warten, bis sie ihr Geld erhalten. Was könnte helfen? Öffentlichkeit und Vernetzung:

Ich glaube, ein Problem von uns Freien ist auch einfach, dass wir uns nicht genug über diese Scheiße aufregen. Wer hat schon Bock, seine privaten Finanzen so in die Öffentlichkeit zu tragen? Ich auch nicht, aber das Problem ist eben leider systemisch, und leider auch gesellschaftlich relevant.

Umso wichtiger sind Verbände wie die Freischreiber, ihr Himmel-und-Hölle-Preis und das Projekt "Was verdienen Journalistïnnen?" Und Reporter wie Gesellmann, der seine Erfahrungen öffentlich macht.

Der freie Journalist Christian Gesellmann rechnet mit Honoraren und Zahlungsmoral der Branche ab

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 5 Jahren

    schlimm. kenne das vergleichbar aus der bildungsträgerbranche. zb Zahlungen des Landkreises erfolgen spät weil zuständiger Sachbearbeiter krank oder im Urlaub ist und keiner sich zuständig fühlt. und das ist dann leider nicht mal eine ausrede!

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