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Patrick Breitenbach arbeitet als Head of Brand Consulting & Strategic Innovation bei ZDF Digital und beschäftigt sich mit den ökonomischen, soziologischen, philosophischen und politischen Auswirkungen des digitalen Wandels. Er berät, doziert, entwickelt Konzepte und
begegnet der digitalen Welt – seinem persönlichen Spielplatz – stets mit kritischer Miene. Die Begeisterung für das Digitale entstand schon sehr früh, denn er entstammt der nerdigen C64-Generation und ist Blogger aus (fast) erster Stunde.
Der gelernte Mediendesigner und langjährige Blogger, Publizist und Podcaster beschäftigt sich seit vielen Jahren autodidaktisch mit Soziologie, Philosophie, Wirtschaft und Politik und hat in Nils Köbel beim Podcast soziopod.de einen perfekten Sparringspartner für diese Themen gefunden. Der Podcast wurde 2013 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.
Wir schreiben das Jahr 2019 und wenn man die Überschrift "Nazis rein" bei Google eingibt, erhält man mindestens drei Schlagzeilen von anerkannten deutschen Medienhäusern mit exakt diesem Wortlaut. Wer hätte das gedacht?
Margarete Stokowski listet in ihrer Kolumne auf welche Medien und Autoren in diesem Land plötzlich ein scheinbar so klares Signal gegen Rechtsextremismus und -populismus plötzlich mit solch einer Inbrunst anzweifeln. Anlass war übrigens - das muss man sich erneut vor Augen führen - Morddrohungen gegenüber einer Journalistin, die "Nazis raus" getwittert hatte.
Als in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Welle rechter Gewalt das Land erschütterte, wurde jedenfalls nicht öffentlich darüber weitschweifig philosophiert, ob der Ausdruck "Nazis raus" logisch/politisch korrekt sei, den Holocaust verharmlose und damit überhaupt eine Daseinsberechtigung habe. Offenbar herrschte damals in der Gesellschaft ein breiter Konsens darüber, dass dieser Demo-Slogan (mehr ist es ja nicht) einfach nur ein Statement von Menschen ist, die sich von rechtsextremen, rechtsradikalen und rassistischen Gedankengut im öffentlichen Raum deutlich distanzieren. Es war vor 20 Jahren noch selbstverständlich, dass nationalsozialistisches Gedankengut keinen Platz in der deutschen Nachkriegsgesellschaft hat; nicht in den Institutionen (siehe Frankfurter Polizei), nicht im Parlament und auch nicht in den Medien. Es käme ja heute auch niemand auf die Idee "Terroristen raus" differenziert betrachten zu wollen und dennoch bietet das Land Aussteigerprogramme für Terroristen an.
Man kann sich natürlich darüber streiten, ob die Verwendung des Begriffs "Nazi" nicht oftmals zu schnell erfolgt, doch dazu bedarf es sicherlich keiner Headline wie "Nazis rein", die von lupenreinen Neonazis feixend als kleiner Teilsieg in ihren WhatsApp-Gruppen geteilt werden. Es wird dadurch erreicht, eine bis dato geltende Selbstverständlichkeit wie "Nazis raus", komplett in Frage zu stellen.
Quelle: Margarete Stokowski Bild: spiegel.de spiegel.de
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Sehr schöner erste piq. Vielen Dank! Ich entführe das Thema mal kurz auf die Meta-Ebene. Die Debatte ist ein gutes Beispiel für eine "Ethik der Aufmerksamkeit". Was meine ich damit? Wir werfen Facebook gerne (und zurecht) vor, dass die Plattform keine Verantwortung übernimmt. Journalisten werden dieser Verantwortung aber auch immer weniger gerecht. Zu einer verantwortungsvollen Kommunikation gehört heute auch zumindest der Versuch eine Antizipation der Botschafts-Wirkung. Konkret: Wer Schlagzeilen schreibt wie "Nazis rein" (häufig sind das nicht die AutorInnen, sondern Redakteure) macht im Endeffekt rechtes Content Marketing. Solche Texte werden, wie du schreibst, triumphierend in demokratiefeindlichen Kreisen herumgereicht. Das muss nicht dazu führen, dass solche Texte nicht mehr geschrieben werden, aber zu einer Ethik der Aufmerksamkeit gehört für mich, dass es sich dann eben auch lohnen muss. Was bewirkt die Aufmerskamkeit, die ich erzeuge und steht unterm Strich erwartbar eine positive Bilanz. Diese "Schere im Kopf" ist medien- und demokratietheoretisch problematisch, keine Frage. Aber das Mediensystem hat sich so radikal verändert und lässt sich so leicht instrumentalisieren von allen Seiten, dass eine Reflektion über die Wirkung der eigenen Arbeit als Teil der Arbeit gelten sollte.
einen habe ich noch:
@dunjahayali sagt das Klügste @zuendfunk zum Thema Debatte und #NazisRaus 22:50 - 24:50
https://www.br.de/radi...
Das Problem ist, dass der Begriff "Nazi" wie er aktuell an jeder Ecke gespielt wird, eben ein wachsweicher, höchst ungefährer und dümmlich pauschalisierender ist. Die einen suchen sich aus, wenn sie dazu rechnen und die anderen, ob sie sich angesprochen fühlen.
Wie weit rechts neben mir fängt "Nazi" an? Wie weit rechts von mir, will ich noch gehört werden, bzw. bin ich noch bereit zu kommunizieren?
Ich jedenfalls hatte nicht den Eindruck, dass der von mir durchaus höchst ungemochte Fleischhauer findet, dass jetzt 20 Jahre später nationalsozialistisches Gedankengut wieder einen Platz in unserer Gesellschaft haben sollte.