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Pop und Kultur

Die Zehner Jahre: wie das Streaming nicht nur die Musik veränderte

Dorothea Tachler
Musikerin

Spielt und singt in Bands und macht Musik für Filme.
Ihre eigenen Bands heissen My Favourite Things und Hunki Dori.
Sammelt und verteilt Lieder und Artikel in München, Berlin und New York.

Zum Kurator'innen-Profil
Dorothea TachlerDonnerstag, 26.12.2019

Das Streaming hat in den letzten zehn Jahren nicht nur das Hören und Kaufen von Musik sehr stark verändert, sondern auch den öffentlichen Raum: Jeder sitzt isoliert über Handy und Kopfhörer in seiner Blase, seiner eigenen kleinen Welt, viele haben ihre eigenen Playlists für verschiedene Situationen, Tages- und Nachtzeiten. Jeder kann seinem eigenen Geschmack nachgehen und wird von Anbietern wie Spotify darin unterstützt. Aber auch hier gilt, dass diese Anbieter als Datenbroker funktionieren, also hauptsächlich Daten von den Konsumenten gesammelt und verwurstet werden. Welche Daten genau, wird aber nicht offengelegt. Ein schwedisches Forscherteam, mit deutscher Unterstützung, veröffentlichte Anfang des Jahres das Buch "The Spotify Teardown – Inside the Black Box of Streaming Music", in dem dargelegt wird, dass Spotify Daten der Hörer sammelt und an Dritte weiterverkauft. Und nicht nur ist das beängstigend, sondern es dreht sich somit auch einiges um: Früher wollten Fans alles über ihre Idole wissen, heute sollen Bands alles über ihre Fans wissen: Wo sie wohnen, wie alt sie sind, etc. Dies bedeutet übrigens das Ende des Musikjournalismus. Und das Ende der Musikkarrieren von Musikern, die nicht bei den obersten Popstars anzusiedeln sind, denn Geld ist über das bisschen Streaming absolut nicht zu verdienen. Das führt also wiederum dazu, dass Menschen weniger Musik machen. Wie sich das auf die Entwicklung von Musik an sich spürbar macht, kann man auch im öffentlichen Raum erkennen – und ob man noch "Musik" nennen mag, was öffentlich so gespielt wird, fragen sich auch einige. Musik hat also in vieler Hinsicht eine andere Rolle im öffentlichen Raum bekommen. Andere Bewegungen wie z. B. Occupy oder Fridays for Future verwenden auch eher Social Media statt Musik, wobei es auch heute sicherlich aktuelle Protestsongs gibt. Auf der einen Seite isoliert, auf der anderen Seite null privat – aber vielleicht führt ja das einige wieder zurück zur guten alten Tonträgersammlung...

Die Zehner Jahre: wie das Streaming nicht nur die Musik veränderte

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Kommentare 7
  1. Du Irrelevant
    Du Irrelevant · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

    "Das führt also wiederum dazu, dass Menschen weniger Musik machen."
    Ist das belegbar oder eine Meinung?
    Meiner Erfahrung nach machen mehr Menschen aus meinem Umfeld Musik als früher und meiner Meinung nach könnte man schon immer auf Musik verzichten, die nur wg dem Geld gemacht wurde😉
    Nichts für ungut...

    1. Dorothea Tachler
      Dorothea Tachler · vor fast 5 Jahre

      Vielleicht war das etwas unglücklich ausgedrückt: Der Artikel beschreibt, wie es schwerer für Musiker ist, die versuchen von der Musik zu leben und keine "Popgrößen" sind - mit der Schlußfolgerung, dass der Beruf des Musikers dadurch weniger bzw weniger lange ausgeübt wird. Ich freue mich aber zu hören, dass Menschen aus Deinem Umfeld mehr Musik machen!

    2. Du Irrelevant
      Du Irrelevant · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

      @Dorothea Tachler Ich glaube es wird hauptsächlich für "Populärmusiker" jenseits der ganz Großen schwieriger. Gleichzeitig wird es aber auch für andere Musiker einfacher, zumindest bekannt zu werden, da es durch den Wegfall der "Gatekeeper" auch einfacher geworden ist Musik zu veröffentlichen.
      Kenne nicht die genauen Zahlen, aber der Artikel bezieht sich ausschließlich auf Streaming und es gibt auch viele andere tolle Entwicklungen, wie z.B. Bandcamp & Co.
      Auch wenn ich mich durchaus für Vorteile digitaler Musik begeistern kann, persönlich habe ich, als (meist passiver) Musikliebhaber, mich nicht für Streaming begeistern können:
      - schlechte Qualität
      - viele spannende Bands nicht verfügbar
      - Ressourcenverschwendung
      - miserable Bezahlung der Künstler
      - keine Musik wenn offline!!!
      Viel Erfolg mit Deiner Musik und ich hoffe, dass solche Artikel evtl dazu führen, dass mehr darüber gesprochen wird, wie eine faire Künstlerbezahlung funktionieren kann.

    3. Dorothea Tachler
      Dorothea Tachler · vor fast 5 Jahre

      @Du Irrelevant Vielen Dank! Das hoffe ich auch. Vielen ist nicht bewußt, dass Spotify bzw Streaming bedeutet, dass Musiker so gut wie nicht mehr bezahlt werden.

    4. Du Irrelevant
      Du Irrelevant · vor fast 5 Jahre

      @Dorothea Tachler ...und was glaube ich noch viel weniger bekannt ist: das Geld, das man als Nutzer zahlt, geht nicht anteilig an die Musiker, die man hört sondern quasi anteilig an die Musiker, welche am häufigsten auf der Plattform gehört werden!?! Ist hier nochmal ganz gut zusammen gefasst: https://www.musikexpre...
      und, was ich gerade bei meiner Recherche gefunden habe, ein Streamingdienst der es anders macht: https://resonate.is/

    5. Dorothea Tachler
      Dorothea Tachler · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

      @Du Irrelevant Vielen Dank für diese Artikel! Ist wirklich ein seltsames System und in dem Video von Spotify wird natürlich nicht erwähnt was die Angestellten dort verdienen im Vergleich zu den Musikern. Wie das alles rechtens sein kann ist mir unverständlich!

  2. Yvonne Franke
    Yvonne Franke · vor fast 5 Jahre

    Wenn man einen Spotify-Account zu mehreren nutzt, kommt dabei zumindest ein gemeinsamer Mix der Woche heraus und der Algorithmus weiß nicht mehr wohin mit sich. :-)

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