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Pop und Kultur

Papa ist tot, aber sein Tattoo hängt jetzt bei uns in der Küche

Oskar Piegsa
Redakteur DIE ZEIT
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Oskar PiegsaSonntag, 09.10.2022

Vor einigen Jahren erzählte Ed Hardy, der mutmaßlich bekannteste Tätowierer der Welt, wie er während des Kunststudiums dazu kam, Bilder nicht mehr auf Leinwände zu malen, sondern in die menschliche Haut:

Der Kunstmarkt erinnert mich manchmal an Des Kaisers neue Kleider. Es gibt reiche Sammler, von denen alle glauben, sie seien als Einzige klug genug, um den Mist zu verstehen, den sie kaufen. Der meiste Kunstscheiß ist einfach dämlich.

Das Tätowieren versteht Hardy auch als Form der Widerspenstigkeit gegen die Hype-Cycles und den Kommerz des Kunstmarkts. Es habe ihn

gereizt, dass Tattoos Kunstwerke sind, die nicht zu Spekulationsobjekten werden können. [...] Ein Tattoo stirbt mit dem Menschen, der es trägt. Es landet nicht in Auktionshäusern, wo riesige Summen dafür bezahlt werden.

Ich fand das damals bestechend. Inzwischen ist Ed Hardy jedoch widerlegt. Ein Tattoo stirbt nicht mehr zwingend mit dem Menschen, der es trägt.

"Save My Ink Forever", eine neue Firma in den USA, hat sich darauf spezialisiert, die Tätowierungen von Verstorbenen aus der Leiche trennen zu lassen, zu säubern und zu erhalten, damit ihre Angehörigen sie zu Hause an die Wand hängen können, in einem Bilderrahmen nach Wahl, hinter Museumsglas. Wer mehr Details zum Verfahren benötigt: Sie sind zu finden über den hier gepiqden Link.

Einer der Kunden, Jonathan Gill, hat sich ein Stück von seinem Bruder bewahrt:

'We have his ashes, but with that you don’t see a physical part of him,' said Mr. Gil, 27. 'But with the tattoo, you can. It’s nice to have a little piece of him, like you’re holding him close in one way or another and keeping him around.'

In Deutschland ist der Umgang mit sterblichen Überresten gesetzlich streng geregelt, hier darf man — anders als in den USA — nicht mal die Asche von Verstorbenen mit nach Hause zu nehmen. Dass "Save My Ink Forever" demnächst nach Europa expandiert, ist also wohl nicht zu erwarten.

Mit Ed Hardys Zitaten im Kopf frage ich mich aber: Werden wir erleben, dass konservierte Tattoos in Auktionshäuser auftauchen? Vermutlich sind sie dann nicht als Kunstwerke rubriziert, aber vielleicht als Memorabilia verstorbener Prominenter?

Was ist schon die Aura einer Locke von Marilyn Monroe oder eines Weisheitszahns von John Lennon (der bei einer Auktion mehr als 30.000 US-Dollar einbrachte) gegen ein Arschgeweih hinter Museumsglas!

Papa ist tot, aber sein Tattoo hängt jetzt bei uns in der Küche

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Kommentare 1
  1. Oskar Piegsa
    Oskar Piegsa · vor 2 Jahren

    Ich poste dies von meinem Handy, ohne Möglichkeit, den Text zu formatieren, aber diesen Link würde ich gern noch nachreichen — zu dem zitierten Interview mit Ed Hardy: https://www.zeit.de/ca...

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