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Technologie und Gesellschaft

Warum WhatsApp keine Backdoor hat, aber unser Kopf

Michael Seemann
Kulturwissenschaftler, Autor, Internettheoretiker
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Michael SeemannSamstag, 14.01.2017

Wir zeigen immer besorgt und oft etwas spöttisch darauf, wenn wir am rechten Rand des Netzes beobachten, wie Gerüchte, Fake News und absurde Verschwörungstheorien gedanken- und kritiklos weiterverbreitet werden. 

Aber manchmal passiert das auch ganz nah. Zum Beispiel als der Guardian diese Woche von einer angeblichen Backdoor in der Chat-Awendung WhatsApp berichtete. Der Artikel ging auch in meiner Filterblase etliche male rum. Auch von Leuten, die es eigentlich besser wissen sollten.

Die Vorwürfe in dem Artikel waren recht leicht als substanzlos oder zumindest als völlig übertrieben zu entlarven, für jeden, der auch nur das grobe Konzept von asymmetrischer Verschlüsselung verstanden hat. Warum aber wurde der Artikel dennoch so gerne weiter verteilt?

Die Antwort ist dieselbe, warum auch rechte Verschwörungstheorien sich so gut weiterverbreiten: Der Confirmation Bias. Wenn man sowieso glaubt, dass WhatsApp böse und unsicher ist, wird man den Artikel auch dann weiterverbreiten, wenn einem die dort gegebene Argumentation gar nicht schlüssig vorkommt. Und da die Gruppe derjenigen, die sich um Sicherheit im Internet Sorgen machen, eine übergroße Schnittmenge mit denjenigen hat, die Facebook hassen wie die Pest, war ein idealer Match gegeben. Der Artikel rückte für die Netzaktivist/innen die Welt wieder zurecht, die aus den Fugen geraten war, nachdem Facebooks WhatsApp zu einem der sichersten Messenger auf dem Markt wurde.

Es gibt also tatsächlich eine Backdoor, aber die ist in unserem Kopf, und sie lässt sich nicht nur von rechts sehr gut ausnutzen. Immer dann, wenn uns eine Nachricht allzusehr zupass kommt, sollten wir vielleicht noch mal innehalten und gucken, ob wir uns hier nicht verführen lassen.

Warum es in WhatsApp aber keine Backdoor gibt, erklärt der hoch angesehene Kryptologe und Entwickler der fraglichen Verschlüsselung, Moxie Marlinspike.


Warum WhatsApp keine Backdoor hat, aber unser Kopf

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Kommentare 3
  1. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor fast 8 Jahre

    " Die Vorwürfe in dem Artikel waren recht leicht als substanzlos oder zumindest als völlig übertrieben zu entlarven, für jeden, der auch nur das grobe Konzept von asymmetrischer Verschlüsselung verstanden hat. "

    Kannst du das weiter ausführen? Wie hätte ich das entlarven können? Was hält Whatsapp davon ab, das Protokoll bei einem Update zu verändern und die Verschlüsselung auszuhebeln? Wenn der Guardian das schreibt, dann vertraue ich erst einmal darauf. Sie haben auch eine Erklärung geliefert, die mir plausibel erschien. Generelle Skepsis (Confirmation Bias) ist bei Whatsapp auch angebracht, da bekannt ist, wie stark die US-Geheimdienste da einwirken.

    Gut, ich nehme mit: 3 Tage warten bevor man etwas shared (Gibts da schon ne App Frederik?). Ist wohl besser so.

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor fast 8 Jahre

      Gute Idee für das nächste Startup:)

  2. Simon Hurtz
    Simon Hurtz · vor fast 8 Jahre

    Ich wollte zum selben Thema heute Nachmittag die deutsche Erklärung von Torsten piqen: http://notes.computern...
    Gut, dass ich noch gewartet habe. Du nimmst mir einerseits die Arbeit ab - vor allem aber sind deine weiterführenden Gedanken sicher klüger als alles, was ich dazu geschrieben hätte. Danke.

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