sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Ich bin etwas spät zur Digital-Detox-Party, aber neulich nahm ich dann doch – genervt von Online-Diskussionen und dem eigenen Handy-Verhalten – das Buch "Digital Minimalism" von Cal Newport per Ipad zur Hand. Wirklich weitergebracht hat es mich nicht. Die meisten Strategien für einen vernünftigen Umgang mit Störquellen wie Notifications und Co. dürften die meisten von uns in der jahrelangen Nutzung digitaler Devices inzwischen selbst herausgefunden habe. All das ist bei Newport zusätzlich eingebettet in eine alarmistische Erzählung über die ent-individualisierende, süchtig-machende Technologie einer Klasse von Venture-Capitalists im Silicon Valley einerseits und dem gleichzeitigen Appell an radikale Selbstoptimierung durch minimalistische Selbstverteidigungsstrategien gegen digitalen Maximalismus andererseits.
Nun kennen wir alle die immersive Wirkung der Digitalität, wie wir uns in Chats, Wikipedia-Artikeln oder unendlichen Timelines verlieren und verlaufen können. Was uns an manchen Tagen nervt, ist an anderen Tagen der Quell neuer Erkenntnisse, unerwarteter Artikel-Ideen und liebevoller sozialer Interaktionen. Das bedeutet nicht, dass ich Technik und Technologien für neutral halte, sondern vielmehr dass wir sie ausschließlich in ihrer Einbettung in soziale Strukturen begreifen, verstehen und schließlich: selbstbestimmt nutzen können (insofern ist natürlich Newports Hinweis auf Klassenunterschiede und ökonomische Logiken durchaus angebracht – nur eben nicht ganz so banal und einseitig wie von ihm dargestellt).
Genau diesem Punkt widmet sich der lesenswerte Artikel von Jürgen Geuter (aka tante vom Otherwise Network) in der Süddeutschen Zeitung. tante plädiert dafür, gesellschaftliche und strukturelle Probleme nicht durch digitale Askese zu individualisieren. Denn Überforderung, Stress und Isolation sind eben keine Phänomene digitaler Technologien, sie haben – so tante – allzu oft andere Gründe: Die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben etwa oder die Marktförmigkeit sozialer Interaktionen und Kontakte.
Und so ist sein Resümee auch ein gesellschaftspolitisches: "Die Handy-Gesellschaft muss Normen und Strategien finden, sich selbst vor Stress und Entgrenzung zu schützen – zum Beispiel, indem der Arbeits-Mail-Server nach Feierabend einfach keine Mails mehr zustellt. Aber Weglaufen, die Zeit zurückspulen, zurück in die Achtzigerjahre, ist keine Lösung."
Deswegen: Statt das Internet abzuschalten, jetzt lieber Link anklicken und beim Lesen ganz real über die Revolution nachdenken!
(km)
Quelle: Jürgen Geuter sueddeutsche.de
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Technologie und Gesellschaft als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
"Und oft, zu oft, wird das Digitale darin als Schadstoff identifiziert, den es zu reduzieren gilt."
Das ist für mich ein grundliegender Denkfehler auf beiden Seiten der Debatte. "Das Digitale" ist nicht der Schadstoff, sondern das, was und wie angeboten wird. Und so, wie es bequemer ist, das Handy scheisse zu finden, als die facebook-App und die eigene Unfähigkeit, sie zu zu lassen, so ist es auch bequemer das Handy ("das Digitale) zu verteidigen, obwohl man doch verstehen könnte, dass die Kritik sich eigentlich um Inhalte und Dynamiken drehen müsste und nicht um Technik.
"So manifestiert sich in der Digital-Detox-Bewegung ein konservatives - nein, reaktionäres - Verständnis der Welt."
Schlimm polarisierend finde ich das. Und es stimmt nicht, jedenfalls bei vielen, die sich (teilweise) entziehen nicht. Ich bleibe bei mir: sehr vieles von dem, was mich über "das Digitale" erreicht, ist kommerz- und konsumgetrieben. Es macht ja keinen Sinn, die Augen davor zu verschließen, dass das Netz das Business zum Gas gemacht hat, das in die letzten Räume und Winkel eindringen kann und es auch tut. Aufmerksamkeitsökonomie eben. Wer behauptet, dass er das jederzeit unter Kontrolle hat, dem kann ich nur gratulieren, glauben kann ich es ihm nicht. Wer deshalb auf den Baum steigt oder zurück in die 80er will, der hat aufgegeben und ist reaktionär. Aber deshalb das gesamte Phänomen "digital detox", also auch das teil- und zeitweise Abschalten von digitalen Ausspielungen als "konservativ" oder gar "reaktionär" zu diskreditieren ist unzulässig.
Ich rege mal einen konstruktiveren Ansatz an: im Digital Detox manifestiert sich nicht das Reaktionäre, sondern die Kritik, an dem, was das so kommt übers Netz. Und zwar bitte mal mit Blick aufs Ganze und nicht auf den eigenen aufgeräumten, bildungselitären, mehr oder weniger mündigen (also medienkompetenten), digital-theoretischen Schreibtisch.
Und ja - neben den gesamtgesellschaftlich offensichtlichen Problemchen, wie brandbeschleunigter Kommerz, Polarisierung und entfesselte Überwachung, gibt es auch individuelle Probleme wie "Überforderung, Stress und Isolation", die nicht digital sind, aber eben befördert werden durch das, was da digital so kommt. Wie tante sagt: das Digitale ist real! Aber die Kritik spricht doch nicht vom Chat an der Kasse, oder dem Handy auf der S-Bahnfahrt! Das finde ich schon ziemlich polemisch.
Also das Digitale als Toxin beschreiben ist natürlich verkehrt. Aber wer tut das eigentlich? Meistens, wenn ich diese Binse lese, dann hat jemand etwas Toxisches im Digitalen beschrieben. Oder einfach nur gesagt, dass er sich teil- oder zeitweise entzieht, weil es für ihn sonst toxisch ist. Die impulshaften Verteidigungsreden der digitalen Bohème sind da meist nicht reflektierter, als die auslösende Kritik. Und um noch etwas zu zündeln: Ihr kommt mir manchmal vor, wie so beleidigte Buben (sind eigentlich immer Buben), die mit dem Fuss aufstampfen, weil irgendwer gesagt hat, dass er nicht jede Ecke von ihrem Lieblingsspielplatz total toll findet.