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Feminismen

Feministische "Israelkritik" als westliche Selbstbespiegelung

Antje Schrupp
Politikwissenschaftlerin, Journalistin
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Antje SchruppFreitag, 16.08.2024

In diesem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen analysiert die Soziologin Karin Stögner, Professorin an der Universität Passau, die Argumente, mit denen linke und feministische "Palästinasolidiarität" sich derzeit in Bezug auf den Nahostkonflikt positioniert. Sie sieht darin vor allem eine Projektion des Unbehagens westlicher Bewegungen mit der eigenen, unaufgearbeiteten Kolonialgeschichte: Wenn Israel als Vorposten des weißen, westlichen Imperialismus markiert und entsprechend hart abgelehnt und bekämpft wird, habe das die Funktion einer Schuldabwehr:

Das ist eine transgenerationelle Transmission von Wahrnehmungsabwehr. Diese Abwehr der Übernahme von Verantwortung ist auch in postkolonialen Zusammenhängen wirksam. Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, Niederlande, auch Deutschland, das sind alles ehemalige Kolonialstaaten. Und all das, was diese Länder an historischen Verbrechen und historischem Unrecht auf sich geladen haben, wird auf Israel projiziert. Israel sei jetzt der Täter, und wenn man gegen Israel vorgeht, könne man sich von historischer Schuld reinwaschen. Man hat sich längst nicht annähernd ausreichend mit all diesen historischen Gräueln auseinandergesetzt. Das ist eine Form von Schuldabwehr-Antisemitismus.

Es geht nach Ansicht von Stögner bei einem Großteil der Proteste gar nicht um den Nahen Osten oder die Palästinenser*innen, sondern "um eine antiwestliche Selbstbespiegelung im Westen". Aus feministischer Sicht sei das vor allem deshalb problematisch, weil häufig auch das Konzept westlicher "Frauenrechte" relativiert werde.  

Ein Antifeminismus wird legitimiert, wenn er sich gegen den Westen richtet. Das scheint authentisch zu sein. Dahinter stehen wieder unbenannte Erfahrungen mit eigener Unzugehörigkeit und Isolation und ein Unbehagen mit allem, was mit der westlichen Aufklärung zu tun hat.

Ein lesenswertes Interview, das allerdings nicht den Anspruch hat, "ausgewogen" zu sein, sondern - was insbesondere in den Fragen deutlich wird - eine klar israelsolidarische Haltung einnimmt. 

Feministische "Israelkritik" als westliche Selbstbespiegelung

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Kommentare 3
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 2 Monaten · bearbeitet vor 2 Monaten

    anti-Western reflection not only distracts from the realities of the conflict but also legitimizes antifeminism when it aligns with anti-Western sentiment. retro bowl

  2. Flora Gärtnerin
    Flora Gärtnerin · vor 4 Monaten

    Frau Stöger vermischt hier Antisemitismus mit Antizionismus. Leider trifft der Konflikt nicht nur radikale Siedler und Konservative die die Palästinenser aus ihrer Heimat vertreiben wollen, sondern mehrheitlich weltoffene Bürger, die sich für einen demokratischen und auf einer Verfassung basierenden Staat Israel mit Bürgern verschiedener Religion und Meinung einsetzen. Die Unterstellung Feministinnen würden die frauenfeindlichen Grundstrukturen und Haltungen der Hamas und vieler anderer muslimischer Gruppen verneinen oder ignorieren, ist für die Mehrheit der angesprochen Frauen eine Unverschämtheit. Allgemein werden von Frau Stöger viele Themen vermengt zu einem generalisierten Bild das feministische Haltung als verdeckt rechtsradikal, frauenfeindlich, von unwissend bis fanatisch und ohne Hintergrundwissen bewertet.
    Der derzeit leider völlig außer Kontrolle geratene Konflikt in Nahost kostet völlig unakzeptabel viele Menschenleben auf allen Seiten. Das Verhalten der Israelischen Regierung und der Hamas jeweils ihre eigene Bevölkerung in Gruppenhaft zu nehmen und für die Durchsetzung nicht mehrheitsfähiger Anschauungen und Ziele zu missbrauchen ist schrecklich, ein befrieden der Auseinandersetzung schwer und ein langer Weg.
    Die Bewertung israelkritische Haltungen als generell antisemitisch abzukanzeln und zusätzlich mit angeblich genereller fehlender Selbstreflektion als Folgeerscheinung fehlender Vergangenheitsbewältigung oder Projektion von Defiziten in der eigenen Gesellschaft als unfähig zu jeglicher Kritik und Haltung zu diskreditieren ist eine reichlich schwache Argumentation.
    Aus meiner Sicht kein guter Beitrag zur Diskussion.

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor 4 Monaten · bearbeitet vor 4 Monaten

      Das Problem (=eines) ist dennoch, dass ja tatsächlich linke postkoloniale Positionierungen seltsamerweise einseitig propalästinensisch agiert (und dabei müsste man das Adjektiv eigentlich in Anführungszeichen setzen).

      Ambiguität in der Argumentation scheint wirklich schwerzufallen.

      Dass die israelische Regierung nationalistisch (=und gegenüber der eigenen Bevölkerung autokratisch) zt rechtsextrem agiert und kommuniziert sowie längst jedes Maß in Gaza verloren hat, damit fast jedes Wohlwollen verspielt und so auch unglaublich viel Material den antisemitischen und antiisraelischen Gruppierungen in die Hand gibt, ist leider unbestreitbar.

      Ironischerweise hat der Konflikt jetzt auch noch weltweite Auswirkungen, indem er zb in den USA ausgerechnet den Demokraten schadet und jmd wie Trump hilft...

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