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Technologie und Gesellschaft

Facebook ist noch nicht am Ende, aber auf einem guten Weg.

Frederik Fischer
Mitgründer KoDorf / Summer of Pioneers - Neues Leben und Arbeiten auf dem Land
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Frederik FischerDonnerstag, 22.11.2018

Ich hatte heute noch keinen Tequila und wage daher mal den Versuch, einzuordnen, was sich bei Facebook in den letzten Tage ereignet hat und warum das Unternehmen unter stärkerem Druck steht denn je. 


Angefangen hat der neueste Skandal mit einem buchlangen Stück in der New York Times, das in quälenden Details beschreibt, wie tief die "move fast and break things"-Mentalität bis heute in die Firmenkultur und insbesondere in das Denken der Chefetage eingeschrieben ist. Die Strategie wird im Titel des Textes perfekt zusammengefasst: Delay, Deny, Deflect. Erst wird abgestritten, dass es ein Problem gibt (deny), dann wird sich brav entschuldigt und verzögert (delay) und wenn alle Stricke reißen, greift das Unternehmen in den Kotkübel und versucht durch Schmutzkampagnen den Ruf von Kritikern zu besudeln (deflect). 

Bekanntestes Beispiel in dem Kontext: Die Kampagne gegen den Investor und Philanthropen George Soros, der Facebook öffentlich als "Bedrohung für die Gesellschaft" bezeichnet hat. Die von Facebook beauftragte PR-Firma "Definers" hat daraufhin ein Dossier über Soros erstellt und an Reporter geschickt. Im Kern lautete die Botschaft: Soros sei nicht zu trauen (Soros ist ein prominentes Feindbild rechter Populisten).   


Eskaliert ist dieses Politikum nun in einem internen Memo
, das Facebook gestern öffentlich gemacht hat. Darin übernimmt der jüngst zurückgetretene Kommunikationschef Elliot Schrage einerseits volle Verantwortung für diese Schmutzkampagne, deutet andererseits aber auch an, er hätte von nichts gewusst. Sheryl Sandberg, Facebooks Nummer 2, tut exakt dasselbe. In ihrer Antwort zeigt sie sich empört über Vorgänge, von denen sie nichts wusste, übernimmt aber andererseits Verantwortung. Die übliche "Apology-Tour" eben. Deny, delay, deflect.

Der Aktienkurs ist derweil im freien Fall und hat seit dem Höchststand im Juli 40% eingebüßt

Ein Mehrheit der Amerikaner sieht soziale Medien inzwischen als überwiegend schädlich und wünscht sich eine stärkere Regulierung


Facebook ist noch nicht am Ende, aber auf einem guten Weg.

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Kommentare 2
  1. Torsten Sewing
    Torsten Sewing · vor 6 Jahren

    Es geht nicht (nur) um die ansonsten in den USA so verhasste Regulierung. Es geht m.E. um einen grundsätzlichen "Neustart": bring the social back into social media - Sean Parkers Napster war ein guter Anfang, aber dann kam FB. Viele Menschen arbeiten daran, dass das ein Zwischenspiel bleibt, Plattformen wie Mastodon wachsen stündlich in membership und functionality. Jetzt sollte es nur noch darum gehen, die virale Power von FB so zu nutzen, dass die "User" (oder "addicts", wie man sie auch nennt) von dieser Plattform zu einer anderen "migrieren". Das könnte mit einer "Paying it Forward" Kampagne (einer geht und nominiert 3 FB-Freunde, die mitgehen) klappen. Warum soll, was mit der Ice-Bucket-Challenge funktioniert hat, nicht auch hier gelingen? Beneficiary einer solchen Kampagne könnte Mastodon sein...

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor fast 6 Jahre

      Bringt auf jeden Fall mehr, als nur über Facebook zu ranten (wie ich das tue:)). Ich glaube aber offen gestanden nicht, dass die meisten Nutzer unbedingt auf der Suche sind, nach einer Alternative. Facebook ist in einer ganz anderen Zeit groß geworden. Die Informationsüberflutung hat in den letzten zehn Jahren so unfassbar zugenommen, dass heute weniger wirklich mehr ist. Also weniger Social Media. Für mich stellt sich also daher nicht die Frage: "Facebook oder Mastodon?", sondern "Facebook oder Rückbau der sozialen Präsenz?". Ich lebe eigentlich ganz gut damit, Facebook (mit dem Plug-in "Feed Eradicator" eh absichtlich weitgehend unbrauchbar gemacht) nur noch als Adressbuch und Veranstaltungs-Discovery-Tool zu nutzen.
      Ich bin dann doch eher ein Verfechter von Regulierung, denn solange unreguliert bleibt, was soziale Netzwerke dürfen, traue ich auch Mastodon nicht. Es wäre nicht das erste Netzwerk, das den Idealismus der Anfangstage irgendwann vergisst oder einfach ohne böse Absicht Fehler macht.
      Dass Regulierungsbehörden aber nach einem "unlucky streak" aus spektakulär verkorksten Gesetzen, wieder ordentlich Vertrauen gut zu machen haben, ist dabei völlig unstrittig.

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