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Freier Journalist mit Fokus Wissenschaft, Medizin, Investigativ- und Datenjournalismus. Diplombiologe. European Science Journalist of the Year 2021 der European Federation for Science Journalism, 3. Preis Wissenschaftsjournalist des Jahres 2016 „Medium Magazin“, Arthur F. Burns Fellow 2012 bei der „Washington Post“. Hinweise immer willkommen.
Der Artikel fasst gut die vor allem in den USA länger andauernden Diskussionen um die Rolle von Objektivität im Journalismus. Die Vorstellung, dass Journalist*innen Objektivität als oberstes Ziel anzustreben haben, werde nicht zuletzt seit der Präsidentschaft von Donald Trump verstärkt hinterfragt. Denn seine Kommunikation mache es schwerer als zuvor, über sie neutral und ohne Einordnung wie etwa "falsch", "Lüge" und "rassistisch" zu berichten.
Der Artikel beschreibt anschaulich, dass die Vorstellung von Objektivität nicht immer im Journalismus verankert gewesen sei, frühe amerikanische Zeitungen hätten sich wie heutige meinungslastige Blogs gelesen. Erst in den 1920-igern hätte sich das geändert, nicht zuletzt wegen kommerziellen Interessen: Anzeigenkunden hätten sich neutralere Berichterstattung gewünscht, neben der sie werben könnten.
Dass gerade Anzeigen bei der Finanzierung von Journalismus an Bedeutung verlieren, sei dann ein weiterer Grund für den Angriff auf die Objektivität, denn:
Unlike advertisers, readers love opinion.
Der Artikel endet mit einer Warnung, das Hinterfragen von Objektivität nicht mit dem Vernachlässigen der Recherche gleichzusetzen:
Earlier Mr Rosenstiel warned (...) that “if journalists replace a flawed understanding of objectivity by taking refuge in subjectivity and think their opinions have more moral integrity than genuine inquiry, journalism will be lost.”
As reporters learn more about a subject, he adds, the truth tends to become less clear, not more so. Recognising and embracing the uncertainty means being humble—but not timid.
Um den Artikel zu lesen, ist eine Registrierung notwendig, hier noch der Link auf Blendle.
Quelle: The Economist Bild: Daniel Lievano EN www.economist.com
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Man kann allerdings beides im Artikel bedienen: objektiv darlegen, kleine Meinungsäußerung zum Schluß...
Hinzu kommt ein wichtiger Aspekt: Objektivität und Neutralität ist nicht das Gleiche; beides bedeutet nicht, jede (Gegen)Meinung gleich zu gewichten.
Ein Gedanke, den ich in diesem Zusammenhang auch interessant finde:
Objektivität macht den Interessentenkreis und damit die Zielgruppe potenziell größer, weil prinzipiell alle angesprochen werden. Meinung macht die Zielgruppe prinizipiell kleiner, weil die mit der divergierenden Meinung nicht kaufen. Dafür sorgt Meinung eher für Fans und Community oder Tribe.
Großer Markt ist ein Kriterium, wenn das Angebot begrenzt ist. Fans und Community sind hingegen tendenziell wichtiger, wenn das Angebot eh riesig ist und es dabei hilft herauszustechen.
Ersteres war pre-Internet der Fall, zweiteres ist jetzt so.