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Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Paris, Promotion in Frankfurt am Main. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor und Dozent in München. Radiobeiträge für Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk und Südwestrundfunk, Artikel unter anderem für Blätter für deutsche und internationale Politik, Der Freitag, Jungle World, Telepolis.
Jüngste Buchveröffentlichungen: Richtig falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen (2019); Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022)
Der ausführliche Beitrag aus der Monatszeitschrift für Kultur "Merkur" behandelt anhand der nächsten Documenta-Kunstausstellung ein sehr interessantes Phänomen an der Schnittstelle von politischer Kritik an bürgerlicher Hochkultur und avancierter Architektur auf der einen, der listigen Vereinnahmung zeitgenössischer kultureller Trends durch kapitalistische Franchise-Unternehmen auf der anderen.
Im Mittelpunkt steht dabei der Begriff der Scheune, der sich sowohl auf den geplanten Kunsthallen-Neubau in Berlin durch das Schweizer Architekturbüro Herzog & De Meuron, als auch auf die zentrale Metapher der nächsten Documenta, und schließlich auf die hippe Kaffeehauskette The Barn bezieht. Der Text leistet dabei über einige interessante ethnologische Einsichten in frühere südostasiatische Gesellschaften hinaus eine sehr lustige Form von Ideologiekritik an den zeitgenössischen Versatzstücken von kritisch-politischem Ausstellungsdesign und -marketing. Er erschöpft sich aber nicht in dieser entlarvenden ideologiekritischen Absicht. Sondern es gelingt ihm, in der zweiten Hälfte das Thema auf eine allgemeinere, produktive Ebene der Auseinandersetzung mit progressivem Städtebau zu heben.
Ausgangspunkt ist die Planung der diesjährigen Documenta 15 durch das indonesische Künstlerkollektiv ruangrupa.
Die Mitglieder des indonesischen Künstlerkollektivs ruangrupa haben das Konzept für die von ihnen kuratierte documenta 15 (offizielle Schreibweise: documenta fifteen) vorgestellt. Die – zumindest nach Besucherzahlen – weltweit größte Ausstellung von Gegenwartskunst, die im Sommer 2022 in Kassel eröffnen soll, wird die Überschrift lumbung tragen. Was ist »lumbung«?
Das lumbung ist ursprünglich eine traditionelle indonesische Reisscheune. Sie dient aber nicht nur der Aufbewahrung für das wichtigste Grundnahrungsmittel, sondern hat auch rituelle Funktionen. Hier setzt nun der Gebrauch des lumbung im Kunstkontext an. Die Scheune wird als Metapher verwendet, als Ritualort einer Gemeinschaft.
Auf solche Rituale bezieht sich auch ruangrupa. Als Speicher für kollektiv verwaltete Lebensmittel stehe die Reisscheune für die »gemeinsame Nutzung von Ressourcen und gegenseitige Fürsorge«. Es ist, man muss es zugeben, ein schönes Bild, das das Künstlerkollektiv da gefunden hat. Sie nennen es ein »künstlerisches und ökonomisches Modell«. Wer wollte etwas gegen »Werte« wie Kollektivität, Großzügigkeit, Humor oder Vertrauen haben? Wer wollte sich gegen das Teilen, die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Förderung des Allgemeinwohls aussprechen?
Der Artikel analysiert sehr schön die Bilder von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit, die das evoziert, und dekonstruiert sehr anschaulich die idealisierenden Anteile solcher idyllischen Metapherngebräuche im zeitgenössischen Kunstkontext.
Von jedem Chemiegiganten, jeder Großbank und jeder Kaffeehaus-Kette werden heute eifrig Ressourcen geschont, lokale Communities unterstützt, »Werte wie Kollektivität, Vertrauen, Transparenz« (ruangrupa) hochgehalten.
Und auch ästhetisch ist das Ländlich-Rustikale eben leider schon besetzt. Die Scheune, hat Niklas Maak nach einem Besuch von The Barn geschrieben, sei merkwürdigerweise zum ästhetischen Paradigma der Großstadt geworden. Überall finden sich in den gentrifizierten Zentren grobgesägtes Holz und »lokal Gefertigtes«, sehe die Stadt nach vormodernem Dorf aus.
Daraus ergibt sich für den Autor die Frage:
Wenn aber Kunstkollektiv und Kaffeehaus-Kette dieselbe Sprache sprechen, dieselben »Werte« vertreten und vor allem dieselben Symbole teilen – was bedeutet das dann für die Kunst? Müssten kluge Kuratoren nicht auf die Entwertung der Begriffe und Symbole reagieren, anstatt sie naiv oder trotzig zu replizieren? Es bleibt abzuwarten, welche Formen ruangrupa für ihre Vision einer zeitgenössischen Scheune findet. Die Gefahr jedenfalls besteht, dass lumbung nicht zur erträumten pastoralen Gemeinschaft führt, sondern geradewegs in das krachende Gebälk von The Barn.
Quelle: Jan von Brevern www.merkur-zeitschrift.de
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