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Sorokin über Macht, Schuld und das Erbe des russischen Reichs
Autorin
Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Michaela Müller, in Dachau geboren, studierte Politikwissenschaften, Zeitgeschichte und Geschichte Asiens in Berlin. Sie schreibt über Menschenrechte, Migration und Ostafrika. Aufenthalte in Kenia, New York, Paris, Somalia und Somaliland. Bücher/Essays: Vor Lampedusa (2015), Auf See. Die Geschichte von Ayan und Samir (2016). Für piqd wählt sie Texte über die Geschichte des Holocaust, Arbeitergeschichte, Migration und Mentalitätsgeschichte aus.
Der Schriftsteller und Dramatiker Wladimir Sorokin zeichnet in diesem Gastbeitrag nach, wie die Macht im russischen Kaiserreich seit dem 16. Jahrhundert pyramidal strukturiert ist, verhängnisvoll und chancenlos für Reformen. Nur die Oberfläche habe sich im Lauf der Zeit verändert – von Iwan IV., über Josef Stalin und Leonid Breschnew. Darin sieht er die maßgebliche Tragödie seines Landes.
Und es sei heute die Schuld der Russen, an der sie bis zum Fall Putins und sicher auch darüber hinaus zu tragen haben werden, aber auch die Fehler des Westens, die Lügenrhetorik Putins hingenommen zu haben, "die große, die kleine Lüge, die Ausrede, die Grundsatzlüge, mit den verschiedensten Nuancen von Autosuggestion":
Nicht nur ein Oberhaupt eines europäischen Landes kam in den Kreml geflogen, um sich eine Portion Lügengespinst verabreichen zu lassen (zuletzt an diesem absolut paranoiden Tisch), sie stets abzunicken, auf der Pressekonferenz etwas von "konstruktivem Dialog" zu sagen und wieder seiner Wege zu fliegen.
Sorokin geht davon aus, dass mit dem Überfall auf die Ukraine Putin und die Führungsriege im Kreml am Ende stehen. Warum, darauf geht er nicht näher ein. Aber es ist der Wunsch und die Hoffnung, die uns alle gerade trägt.
Der Putinismus ist dem Untergang geweiht, denn er ist der Feind der Freiheit, er ist der Feind der Demokratie. Das haben die Menschen nun endgültig begriffen. Er hat ein freies, demokratisches Land überfallen, weil es frei und demokratisch ist. Er ist geliefert, weil die Welt der Freiheit und der Demokratie größer ist als seine finstere, verdrossene Butze.
Hier gibt es den Text bei Blendle.
Quelle: Wladimir Sorokin, aus dem Russischen von Andreas Tretner Bild: Associated Press Artikel kostenpflichtig www.sueddeutsche.de
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so ist es leider. Russland braucht einen echten Neuanfang.1990 passierten die ersten Schritte aber sowas dauert eben. Russland muß sein Sowjet-Erbe endgültig hinter sich lassen um frei zu sein. und friedlich. Sie können ja durchaus andere historische Bezüge aktivieren: die Republik Nowgorod z.B.
Das ist ein guter Text, der vielleicht am Schluss etwas zu optimistisch ist. Ob die hier entworfene Pyramidenform nach Putin wesentlich geändert werden kann, muss offen bleiben.
Alternativ kann man den Beitrag auch auf Blendle lesen.
Eben erschienen neue Erzählungen von Sorokin; hier eine Besprechung:
https://www.fr.de/kult...
Danke fürs piqen! Man sieht einfach, wie viel klarer die russischen Intellektuellen diesen Mann begriffen haben.