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Sara Schurmann arbeitet seit mehr als zehn Jahren als Journalistin, vor allem als Redaktionleiterin und Textchefin. Sie war unter anderem tätig für den Tagesspiegel, Gruner+Jahr, Vice, Zeit Online und funk. Sie beschäftigt sich schon länger intensiv mit der Klimakrise, das ganze Ausmaß wurde ihr aber erst vor einem Jahr bewusst. Seitdem versucht sie zu verstehen, wie das sein konnte – und twittert darüber. Mit einem offenen Brief an ihre Kolleg:innen versuchte sie 2020 eine Diskussion über die Klima-Berichterstattung anzustoßen, 2021 hat sie das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland mitbegründet. Im März 2022 erschien ihr Buch "Klartext Klima".
Als mir im Sommer 2020 bewusst wurde, wie akut die Klimakrise tatsächlich ist, hatte ich mich bereits seit zwei Jahren mehr oder weniger täglich mit ihr beschäftigt. Ich hörte Podcasts, verschlang Artikel, schaute Dokus und las mehrere Bücher dazu. Ich nahm die Krise immer ernster, stelle mein Leben nach und nach auf möglichst nachhaltig um, kannte wesentliche Zahlen und Graphen – nahm aber immer noch an, dass die Krise frühestens meine Enkel:innen hart treffen würde. Und dass wir zwar spät dran seien, das Problem ja aber lösen würden. Bis 2050. Denn daran, unsere Lebensgrundlagen zu zerstören, daran kann ja nun wirklich niemand ein Interesse haben.
Eine Person, die mir half, meine Verdrängung zu durchbrechen und die Timelines der Temperatur-Projektionen in meinem Kopf neben die meines eigenen Lebens zu legen, war der NASA-Erdwissenschaftler Peter Kalmus. Er kommuniziert extrem emotional zur Klimakrise, der Hälfte seiner Tweets konnte ich nickend beipflichten: Ja, stimmt, die Klimakrise ist schlimm. Die andere Hälfte hielt ich für übertrieben und tat das ab als ... amerikanische Art, zu kommunizieren. Kalmus sei halt etwas emotionaler als ich, sagte ich mir.
Erst als er und ein anderer Klimaexperte, der Meteorologe und Journalist Eric Holthaus, am gleichen Tag etwas sehr ähnliches auf Twitter schrieben, begann ich, diesen Blick zu hinterfragen. Sie sagten, dass sie jeden einzelnen Tag darüber entsetzt seien, in welcher tiefen Krise wir stecken, und darüber, wie wir als Gesellschaft damit umgehen.
Ich stutzte. Ich beschäftigte mich jeden Tag mit der Klimakrise, ich machte mir ernsthafte Sorgen, ich hatte aufgehört zu fliegen. Aber ich konnte wirklich nicht von mir sagen, dass ich jeden einzelnen Tag schockiert war. Wenn das zwei Experten sagten, die ja eindeutig sehr viel mehr über die Krise wussten als ich – was hatte ich dann übersehen?
Für mich brauchte es eine emotionale Kommunikation, um meine eigene Verdrängung zu überwinden und den Fakten, die ich grob kannte, die entsprechende Bedeutung beizumessen. Aus Gesprächen mit Psycholog:innen weiß ich, dass das nicht nur bei mir der Fall ist. Und daher möchte ich diesen Text von Peter Kalmus im Guardian empfehlen, in dem er beschreibt, warum er sich der Scientist Rebellion angeschlossen hat – Aktionen zivilen Ungehorsams, mit denen Wissenschaftler:innen versuchen, den Ernst der Lage klarzumachen:
"Earth breakdown is much worse than most people realize. The science indicates that as fossil fuels continue to heat our planet, everything we love is at risk. For me, one of the most horrific aspects of all this is the juxtaposition of present-day and near-future climate disasters with the “business as usual” occurring all around me. It’s so surreal that I often find myself reviewing the science to make sure it’s really happening, a sort of scientific nightmare arm-pinch. Yes, it’s really happening."
If everyone could see what I see coming, society would switch into climate emergency mode and end fossil fuels in just a few years.
I hate being the Cassandra. I’d rather just be with my family and do science. But I feel morally compelled to sound the alarm."
In der Pressekonferenz zum neusten Teil des aktuellen IPCC-Berichts sagte der Vorsitzende des Weltklimarates, Hoesung Lee:
"Wir befinden uns an einem Scheideweg. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können uns eine lebenswerte Zukunft erhalten. Wir haben die Mittel und das Wissen, um die Erderhitzung zu begrenzen."
Der Bericht zeigt unmissverständlich auf, dass wir dafür jetzt drastische gesellschaftliche und wirtschaftliche Änderungen umsetzen müssen. Jetzt sofort. Schon 2030 muss der überwiegende Teil der nötigen Transformation geschafft sein, da es nicht darauf ankommt, wann wir aufhören, Emissionen in die Luft zu blasen, sondern wie viele es bis dahin sind.
"Ernsthafte Klimaschutzmaßnahmen müssen dieses Jahr beginnen, nicht nächstes Jahr. Diesen Monat, nicht nächsten Monat. Heute, nicht morgen."
Das machte die Direktorin des UN Umweltprogramms (UNEP), Inger Andersen, klar. Noch sind sie nicht in Sicht, doch die Technologien sind da und Veränderung möglich, auch das zeigt IPCC. Peter Kalmus wird nicht aufhören, dafür zu kämpfen:
"Nothing has worked. It’s now the eleventh hour and I feel terrified for my kids, and terrified for humanity. I feel deep grief over the loss of forests and corals and diminishing biodiversity. But I’ll keep fighting as hard as I can for this Earth, no matter how bad it gets, because it can always get worse. And it will continue to get worse until we end the fossil fuel industry and the exponential quest for ever more profit at the expense of everything else. There is no way to fool physics."
Auch wenn es bei ihm oft nicht so klingt, stellt er immer wieder klar: Ja, es gibt Hoffnung und er ist voll davon. Sonst würde er nicht jeden Tag mit allem, was er hat, für Veränderung kämpfen. Den nötigen Wandel wird es jedoch nur geben, wenn sich dem Kampf für eine gute und lebenswerte Zukunft genug Menschen anschließen.
Quelle: Peter Kalmus Bild: Bruno Kelly/Reuters EN www.theguardian.com
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