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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
"Der gefährlichste Ort für Frauen ist zu Hause und die gefährlichste Zeit ist die Trennung." (Adelheid Kastner, Psychiaterin)
Das Feature "Nehmt ihr uns eine, antworten wir alle" von Janina Böck-Koroschitz und Elisabeth Weilenmann, eine Coproduktion von NDR und ORF, ist harter Tobak. Es dreht sich um männliche Gewalt gegen Frauen bis hin zum Mord, dem 'Femizid' – der Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Dabei sprechen die Autorinnen unter anderem mit der Überlebenden Renate Daurer, die dank ärztlichen Geschicks mehrere Hammerschläge ihres Mannes auf den Schädel überlebte.
"Ich war fünf Wochen im Krankenhaus drinnen. Mit Schädelbasisbruch... Und Schäden hab ich ... die bleiben, meine Schäden im Kopf ... ich hab solche Dellen oben – wollen Sie greifen?"
Sie sprechen auch mit einem Arzt, der gerade noch rechtzeitig eine Gewalttat an einer Frau verhindern konnte – die möglicherweise zu deren Tod hätte führen können. Es sind immer die gleichen Geschichten. Dem zugrunde liegt ein patriarchales Rollenbild. Es sind Männer, die meinen, Macht über Ihre Partnerinnen haben zu dürfen. Die eine Zurückweisung oder den Trennungswunsch einer Frau nicht akzeptieren. Die Psychiaterin Adelheid Kastner kennt die immer wiederkehrenden Muster:
"Es gibt jetzt nicht das klassische Täterprofil, das wäre schön. (...) Es gibt drei größere Gruppen, die man unterscheiden kann. Es gibt die verdeckten Narzissten, die in der Beziehung eigentlich vorher eher über Inkompezenz auffallen. Die sich kaum durchsetzen können, die sich aber gerne durchsetzen würden. Und wenn die Frau dann aus irgendeinem Grund beschließt, diese Beziehung dann zu beenden, dann reagieren die häufig mit Suizidankündigungen, die natürlich auch Manipulationsversuche oder versteckte Drohungen sind. (...) Und wenn die Frau dann auf diese Erpressung, die es ja ist, nicht einsteigt, dann kann es sein, dass beim Täter dann so eine Art radikale Verwerfung einsetzt: Wenn sie mein Leben ruiniert hat, dann steht es mir zu, ihres zu ruinieren. Und wenn sie glaubt, sie kann mir jetzt alles nehmen, dann steht es mir zu, ihr alles zu nehmen. Und mehr als das Leben kann man ihr ja kaum nehmen. Wobei es dann noch die andere Spielart gibt, dass man dann die Kinder tötet, um sie maximal zu verletzen."
Dass Frauen lange auch gesellschaftlich wie vor dem Gesetz nicht Männern gleichgestellt waren, ist bekannt. Das Frauenwahlrecht musste erkämpft werden, für die Ausübung eines Berufes musste lange Zeit der Ehemann sein Einverständnis abgeben, und die Vergewaltigung in der Ehe wurde lange nicht als Straftat angesehen. In Österreich wurden diese Wege der Emanzipation und Erkämpfung von Frauenrechten aber zudem vergleichsweise spät beschritten:
"1989 erst wurden unverheiratete Mütter verheirateten gleichgestellt. 1992 wurde die Vergewaltigung in der Ehe als Antragsdelikt geführt und ist seit 2004 ein Offizialdelikt."
Ist das der Grund, weshalb Österreich heute trauriger Spitzenreiter bei der Anzahl an Femiziden in Europa ist? Und dabei handelt es sich nicht, wie manche politische Stimmen gerne behaupten, um ein importiertes Problem. Adelheid Kastner benennt in diesem Zusammenhang zudem einen wichtigen Punkt:
"Was mich immer wieder erstaunt ist, dass die politische Gruppierung, die am meisten gegen dieses angebliche importierte 'Migrantenproblem' auftritt, ja selber andererseits die traditionellsten Rollenbilder vertritt. Also eigentlich müssten die ja froh sein über jeden Migranten, der mit so einem tradierten Rollenbild einwandert, weil der stärkt die eigene Position."
Das Feature weist auch Wege aus der toxischen Beziehung auf und dokumentiert Proteste von Frauen gegen Femizide und patriarchale Strukturen. Das Lied "Canción sin miedo" (= dt. "Lied ohne Angst"), das von einer mexikanischen Frau geschrieben und mittlerweile zur internationalen Hymne im Kampf gegen Femizide wurde, zieht sich als musikalischer Faden durch das Feature. Aus der deutschen Version dieses Liedes stammt auch der Titel dieses Features.
Ein mp3-Link ließ sich nicht einbetten. Das Audiofile lässt sich aber über die NDR-Webseite abspielen.
Quelle: Janina Böck-Koroschitz und Elisabeth Weilenmann Bild: picture alliance ... www.ndr.de
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