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Vielleicht brauchen wir noch eine sexuelle Revolution
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
In diesem sehr hörenswerten Podcast spricht Dan Savage, der einflussreichste Sexratgeber-Kolumnist der USA, darüber, welche Veränderungen es in den letzten 30 Jahren in der sexuellen Kultur gegeben hat. Am wichtigsten ist seiner Meinung nach:
...diese große kulturelle Vermischung zwischen queerem und heterosexuellem Leben, die wirklich deutlich gemacht hat, dass Dinge, die wir als typisch für queere Gemeinschaften, Subkulturen und Lebensweisen angesehen haben, gar keine Entscheidungen waren, die queere Menschen getroffen haben. Und viele Dinge wiederum, die wir mit Heteros assoziierten, waren keine Entscheidungen, die Heteros aus freien Stücken trafen. Sobald die Menschen freier waren, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, verhielten viele queere Menschen sich viel heterosexueller, und viele Heteros begannen, sich queerer zu verhalten.
Savage ist selbst schwul, das gibt ihm vielleicht besondere Einblicke in manche Themen. Zum Beispiel dafür, wie Frauen Sex mit Männern erleben:
Heterosexuelle Männer gehen an Sex heran, ohne sich der impliziten Gewalt bewusst zu sein, der Bedrohung, dass viele Frauen Ja zum Sex sagen werden, weil sie sich nicht ermächtigt fühlen, Nein zu sagen. Das kann dazu führen, dass viele Frauen Sex haben, der ihnen keinen Spaß gemacht hat, bei dem sie sich schrecklich fühlen. Und der Mann merkt es nicht einmal, weil er so gedankenlos ist, weil er sich nicht in die Erfahrung der Frau hineinversetzt hat.
Als schwuler Mann, also als Mann, der Sex mit Männern hat, habe ich ein gewisses Verständnis dafür, wie es ist, Sex mit Männern zu haben, und dafür, wie Männer sind. Viele Männer wissen das nicht, und ich denke, das führt zu einer Menge schlechten Sex für viele Frauen. Ich glaube, dass wir eine Art Gegenreformation brauchen, die die relative Verletzlichkeit, die eine Frau in einer sexuellen Begegnung mit einem Mann erfährt, im Vergleich zu den Erfahrungen des Mannes oder sogar der Wahrnehmung des bestehenden Machtgefälles korrigiert und das Bewusstsein dafür schärft.
Quelle: Ezra Klein/Dan Savage Bild: Roman Robinson EN www.nytimes.com
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