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„Die Erkenntnis, dass und wie wir in unserer Gesellschaft weltanschaulich- kulturell in den Maximierungswahn verstrickt sind, ist niederschmetternd. Aber es lohnt sich, diese Wahrheit näher zu betrachten, sie birgt auch Tröstliches. Denn wenn wir das Problem sind, dann sind wir auch die Lösung.“ Damit bringt Veronika Bennholdt-Thomsen in „Geld oder Leben“ (2010) auf den Punkt, was einen Ausstieg aus der Konsumgesellschaft ermöglichen könnte. Die u. a. an der Universität für Bodenkultur in Wien lehrende Subsistenzforscherin – in Bielefeld betreibt sie seit vielen Jahren ein eigenes Institut zum Thema – beschreibt zunächst die Herausbildung der Marktökonomie seit dem 18. Jahrhundert in fünf Merkmalen: Zunehmende Geringschätzung der Frauenarbeit innerhalb der modernen geschlechtlichen Arbeitsteilung (1), Geringschätzung des bäuerlichen Wirt- schaftens (2), Missachtung der Natur (3), kolonialistische Plünderung anderer Gesellschaften (4) und schließlich Verbreitung von Angst vor der Knappheit (5). Wirtschaften habe sich in diesem Sinne immer mehr vom Lebensdienlichen entfernt, abstrakte Ziele seien in den Vordergrund getreten: „Bei der Warenproduktion ist das Ziel Geld, das immer mehr Geld ‘produziert’, oder die Akkumulation des Kapitals. Leben fällt gewissermaßen nur als Nebenprodukt an.“ (S. 12)
Die Finanzkrise gebe zwar eine Ahnung, dass „man Geld nicht essen kann“ (S. 12), für Bennholdt-Thomsen sind die derzeit gegebenen Antworten auf die Krise aber unbefriedigend: „Man macht Einzelne zu Schuldigen und hält am Illusionstheater fest.“ (S. 17) Die Autorin lädt dazu ein, dass wir uns von der „internationalen Supermarktökonomie“ (S. 22) verabschieden und uns schrittweise (wieder) einer regionalen, an realen Gebrauchswerten orientierten Wirtschaftsweise zuwenden. Sie hinterfragt zu Recht scheinbar unumstößliche Gewissheiten wie den gerechten Preis bzw. Lohn („Ist es in Wirklichkeit nicht so, dass Brot für die Hungernden einen ganz anderen Wert hat als für die Satten? Dennoch kostet es für beide gleich viel.“ S. 52) oder das Menschenbild des „Homo oeconomicus“, dem sie jenes des „Homo donans“ – ausgehend vom matriarchalen Prinzip einer „Care economy“ – entgegensetzt. Wirtschaften sei im Sinne der Sorge für einander vor allem Verbundensein, Gemeinschaft, was jedoch durch die Konkurrenzwirtschaft total verschüttet worden sei, so die Kritik der feministischen Sozialwissenschaftlerin.In der erneuten Entkommerzialisierung sieht Bennholdt-Thomsen daher „eine Maßnahme der Selbstverteidigung gegenüber den totalitaristischen Mechanismen des Warensystems“ und einen „Akt der Selbstermächtigung“. Diese Entkommerzialisierung werde „nicht von heute auf morgen erreicht werden, sondern im Laufe eines Prozesses kollektiven Lernens“, doch dieser habe „längst begonnen.“ (S. 56) Community Gardening, Gemeinschaftsgärten, Umsonstläden, Tauschkreise, Bewegungen wie jene des „Containerns“ als selbstorganisierte Verteilung von Brauchbarem aus Müllcontainern der Lebensmittelmärkte, aber auch Erzeuger-Verbraucher-Initiativen, Lebensgemeinschaften in der Stadt wie am Land, Bewegungen einer freien Wissenszirkulation – all das sind für die Autorin Ansätze einer modernen Subsistenz. Sie spricht von „Re-uralisierung der Stadt, der Stadt-Land-Beziehungen sowie der Landwirtschaft“ (S. 77ff) sowie von „Entkommerzialisierung des Geldes und der Arbeit“, wo immer dies möglich sei. Regionalwährungen würden dem ebenso entsprechen wie Tätigkeiten auf Tausch- oder Freundschaftsbasis.
Bennholdt-Thomsen weiß, dass wir alle in das Marktsystem integriert bzw. verstrickt sind, sie plädiert jedoch dafür, uns Stück für Stück daraus zu lösen „Was mache ich ohne Geld? Welche meiner Beziehungen haben nichts mit Geld zu tun?“ (S. 88). Auf Forderungen an die Politik verzichtet die Autorin und sie erwartet auch nicht allzu viel von dieser. Denn: „Herrschaft wird in unserer Zeit ausschließlich wachstumsökonomisch legitimiert. Diese Legitimation muss aufgekündigt werden, und zwar von uns allen. Die Verantwortung für eine erddemokratische Politik liegt bei jedem Individuum.“ (S. 88)
Im Kontext der Care-Economy sei hier auch auf den Ansatz der österreichischen Ökonomin Luise Gubitzer eines Fünf-Sektoren-modells der Wirtschaft hingewiesen. Dem Profitsektor stehen dabei der Non-Profit-Sektor, der Staatssektor, der Eigenwirtschaftssektor sowie der kriminelle Wirtschaftssektor gegenüber. Während letzterer zu überwinden sei, müsste der Eigenwirtschaftssektor in die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung inkludiert werden.
Quelle: Veronika Bennholdt-Thomsen media.libri.de
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