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Volk und Wirtschaft

Bedingungsloses Grundeinkommen: Gefangen in der »Utopiefalle«

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsDienstag, 07.11.2017

Um herauszufinden, welche Effekte ein bedingungsloses Grundeinkommen (kurz: BGE) tatsächlich auf eine Gesellschaft haben würde, müsste man es einführen. Ein Dilemma, das der Leipziger Soziologe Georg Vobruba auf derStandard.at treffend als »Utopiefalle« beschreibt. Über sie stolpern die normativen – und oft naiven – Argumente der Befürworter, jedoch ebenso die kaum weniger spekulativen Einwände der Skeptiker. Auch der Erkenntnisgewinn durch eng begrenzte Feldversuche – wie beispielsweise zur Zeit in Finnland – reicht nicht aus, um alle Fragen etwa zur langfristigen Arbeitsorientierung einer Gesellschaft zu beantworten. Für die aktuelle, durch Arbeit sozialisierte Generation mag ein »Natürlich arbeite ich dann weiter!« plausibel genug sein, aber wie wird es beim ersten BGE-Nachwuchs aussehen?

Jede sinnvolle Diskussion sollte mit dem Eingeständnis beginnen, dass man über die Wirkung eines Grundeinkommens auf die Arbeitsorientierung wenig weiß.

Vobrubas lesenswerter Kommentar ist zuweilen recht sprunghaft, aber landet schließlich bei einem spannenden Punkt: Das Menschenbild sowie das konkrete Modell hinter einem BGE müssen diskutiert werden, aber noch viel entscheidender ist es, sich Gedanken zu potentiellen Strategien der Einführung zu machen, um so der »Utopiefalle« frühzeitig zu entgehen. Das fängt beim Namen an. Ein »garantiertes« Grundeinkommen würde der BGE-Utopie schon rein rhetorisch ein Stück naiven Größenwahn nehmen. Daneben müsste dieses Grundeinkommen – wenn überhaupt – in Form kleiner Reformen eingeführt werden, die bereits auf das Ziel hindeuten, aber nachweislich nicht das Risiko einer unmittelbaren Verschlechterung bergen. So kann die Stoßrichtung stets transparent nachvollzogen und notfalls auch korrigiert werden. Gut möglich, dass man auf diese Weise – auf dem Weg zum Grundeinkommen – beim Grundsicherungs-Modell des BGE-Gegners Christoph Butterwegge landet und glücklich verweilt. Schließlich steckt man ja nicht mehr in der »Utopiefalle« fest…

Bedingungsloses Grundeinkommen: Gefangen in der »Utopiefalle«

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Kommentare 4
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor 7 Jahren

    Von diesem iterativen Ansatz würde in Friedenszeiten doch nahezu alle Politikfelder profitieren oder? Agile Politik FTW!

    1. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor 7 Jahren

      Allerdings. Und ebenso von dem Ansatz, eine gesellschaftliche Utopie im Blick zu haben, ohne sie sofort (oder je ganz) erfüllen zu müssen. Modulare Visionen FTW!

    2. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 7 Jahren

      ja, frederik, und ein iteratives vorgehen ist zudem außerordentlich kompatibel mit demokratischen entscheidungsprozessen. und nicht zuletzt geeignet, ganz pragmatisch allen populistischen "alles oder nichts" und "jetzt oder nie" parolen zu begegnen.

      nachfrage: wer oder was ist 'FTW'?

    3. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor 7 Jahren

      @Christoph Weigel Berechtigte Nachfrage. FTW=For The Win. https://en.wiktionary....

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