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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Ihre Forschung beschäftigt sich damit, wie Institutionen gebildet werden und welchen Einfluss sie auf den Wohlstand haben. In einer Studie stellten die drei Ökonomen nicht nur die Theorie auf, dass die Ursache für die gravierenden Wohlstandsunterschiede zwischen den 20 Prozent reichsten Ländern und den ärmsten Ländern der Welt in politischen, kulturellen oder regionalen Rahmbedingungen liegen – sondern dass es auch darauf ankommt, ob die Institutionen inklusiv oder extraktiv im ökonomischen Sinne arbeiten. In Ländern mit schwacher Rechtsstaatlichkeit, in denen die Bevölkerung ausgebeutet wird, sorgen demnach auch die bestehenden politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Institutionen nicht für Wachstum, sondern dienen prioritär der herrschenden Elite und ihrem Machterhalt.Wobei der Begriff Institutionen, so die FAZ
im ökonomischen Sprachgebrauch nicht etwa für politische oder soziale Einrichtungen wie etwa ein Parlament (steht), sondern für die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders. Konkret heißt das zum Beispiel: Leben die Menschen in einer liberalen Demokratie oder in einer Marktwirtschaft? Leben sie in einem diktatorischen Regime wie in Nordkorea oder China? Können sie auf sichere Eigentumsrechte vertrauen? Sind sie Teil einer sozialistischen Planwirtschaft?
Ich denke, es ist wichtig zu betonen, dass die Existenz formaler Apparate wie Parteien, Gerichte oder Staaten eben allein nicht ausreichen. Es geht um die Aktivitäten, das Mitwirken aller Bürger.
Dazu konnten die Ökonomen zeigen, je mehr Menschen an wirtschaftlichen Entscheidungen beteiligt werden, desto eher wächst der Wohlstand. Demokratie bringt also Wohlstand. Aber es gilt auch:
Es ist gar nicht so einfach festzustellen, ob Demokratie wirklich Wohlstand bringt oder Wohlstand Demokratie.Wir wissen, auch in reichen Demokratien kann der Wohlstand sinken. Wenn die Wohlstandsunterschiede zwischen Ländern durch die Qualität der sozialen Institutionen bestimmt werden, stellt sich die Frage, woher kommen diese Institutionen in den verschiedenen Ländern? Dazu untersuchten die Preisträger u.a. die Entwicklung unterschiedlicher, ehemals europäischer Kolonien und konnten zeigen:
Oft waren es gerade die reichen Landstriche, in denen die Kolonialherren solche (inklusiven Th.W.) Institutionen nicht eingerichtet haben, weil die Schätze dieser Landstriche ausgebeutet werden sollten. Sie wurden mit der Zeit immer ärmer. Arme Landstriche dagegen bekamen integrativere Institutionen, weil sich dort Europäer ansiedeln wollten – und diese integrativeren Institutionen haben die Landstriche mit der Zeit reich gemacht.D.h., die Europäer brachten in diesem Falle ihre wirtschaftlich erfolgreichen Institutionen mit bzw. diese wurden wie im Falle Südkoreas kopiert. Oder wie es der empfohlene Artikel in der ZEIT formuliert:
Dabei zeigte sich: Länder mit ausbeuterischen Institutionen waren oft früher reich und später arm geworden. Länder aber, die eigentlich arm waren, aber rechtsstaatliche Institutionen schufen, eine Demokratie hatten und eine soziale Marktwirtschaft einführten, waren zu reichen Ländern aufgestiegen.Auch für den Fall nicht kolonialisierter Völker finden sich nachvollziehbare Erklärungen zur Entstehung entsprechender inkludierender Institutionen, mit denen Entwicklungshemmnisse aufgebrochen werden können:
Solange die politische Elite vom vorherrschenden System profitiere, misstraue die Bevölkerung deren Versprechungen von wirtschaftlichen Reformen und Demokratie. Umgekehrt befürchteten die Machthaber, dass sie im Falle von Reformen nicht für ihren Machtverlust kompensiert würden. Dies führe zu einer Pattsituation und einem Glaubwürdigkeitsproblem zwischen Eliten und der Bevölkerung, das den Weg aus der Armut verhindere.
Aber auch unterdrückte Bevölkerungen ohne direkte politische Macht können sich zusammenschließen und demokratische Beteiligung fordern, mit Revolution drohen.
Allein diese Drohung führt manchmal dazu, dass autokratische Regime auf ihre Macht verzichten und einen demokratischen Umschwung zulassen. Dieses Modell erklärt unter anderem die Demokratisierung Westeuropas in den Jahrzehnten um 1900 oder weshalb sich in einigen Ländern demokratische mit nichtdemokratischen Perioden abwechseln.Wer es genauer wissen will, die Laureaten haben ihre Erkenntnisse bereits früher in populärwissenschaftlichen Büchern veröffentlicht:
Daron Acemoglu, Simon Johnson: Macht und Fortschritt
Quelle: ZEIT Bild: Lea Dohle www.zeit.de
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Was für ein schöner Beitrag! Vielen Dank und ich freue mich schon darauf, noch mehr Artikel von dir zu lesen.
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