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Volk und Wirtschaft

Faszination Grundeinkommen – Rettung oder Fluch?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
Zum Kurator'innen-Profil
Thomas WahlDonnerstag, 26.12.2019

Interessant, wie zwei Linke über das Grundeinkommen diskutieren. Brüne Schloen, 74, schrieb als promovierter Wirtschaftsprüfer ein Buch pro Grundeinkommen. Er propagiert 1500 Euro im Monat für jeden in Deutschland lebenden Erwachsenen, der seit mindestens zwei Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Kinder bekommen 300 Euro und Rentnern stockt man die Renten bis zu 1500 Euro auf. Damit würden sich seiner Meinung nach all unsere Probleme lösen lassen –Digitalisierung, Armut, Einkommensschere und CO2-Austoß.

Ralf Krämer, Gewerkschaftssekretär beim Ver.di-Bundesvorstand und Vorstandsmitglied der Linken hält dagegen: 

Natürlich würden 1500 Euro im Monat einen höheren Grad an Freiheit geben. Das könnten wir aber nur finanzieren, wenn davon in sehr begrenztem Umfang Gebrauch gemacht wird. Sie tun so, als könne sich jeder aussuchen, ob und welche Arbeit er ausübt, wenn wir nur endlich das Grundeinkommen einführten. Das würde in der Realität eben nicht funktionieren.

Diese Haltung wird in einer Studie der Gewerkschaft auch im Detail (z. B. auf S. 5) belegt:

Die Einführung eines solchen BGE würde die „Staatsquote“ – das Verhältnis der Ausgaben von Staat und Sozialversicherungen zum Bruttoinlandsprodukt – von 44 auf 73 Prozent erhöhen. Eine Verrechnung des BGE in Form einer „negativen Einkommensteuer“ würde daran nichts ändern. Diese 900 Milliarden Euro müssten für ein BGE als laufender Einkommensstrom jedes Jahr neu umverteilt werden.

Das ist aus meiner Sicht das eigentliche Problem bei der Plausibilität eines bedingungslosen Grundeinkommens. Aus dem gerade existierenden Nationaleinkommen lassen sich statisch immer irgendwie Mittel „herausrechnen“, um solche Summen zu finanzieren. Die Frage ist, wie verändert sich das Nationaleinkommen mit solchen dramatischen Umbrüchen dynamisch? Wie viel Einkommenssteuern werden dann wirklich generiert oder wie verändern sich z. B. die Werte der Unternehmensanteile bei einer Erbschaftssteuer von um die 50 %? 

Faszination Grundeinkommen – Rettung oder Fluch?

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Kommentare 6
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre

    Wichtige Diskussion, allerdings sollte man sich bewusst machen, dass die Gewerkschaften generell sehr kritisch dem Grundeinkommen gegenüber eingestellt sind! Warum? Weil Gewerkschaften überflüssig wären, wenn Menschen nicht mehr darauf angewiesen sind Jobs zu schlechten Arbeitsbedingungen anzunehmen.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

      Gewerkschaften werden auch überflüssig, wenn Menschen gar nicht mehr arbeiten müßten bzw. nicht mehr arbeiten würden. Aber so simpel und mechanisch wird ein BGE wohl nicht wirken. Es wird mittelfristig zu verschiedenen Verhaltensänderungen auf allen Seiten und Ebenen, intern und extern kommen, von denen wir nicht wissen, wo sie enden. Sicher nicht in Frieden, Freude, Eierkuchen. Ich habe zunehmend den Eindruck, viele glauben an einen Münchhauseneffekt - durch massive Umverteilung zur Idealgesellschaft.
      Die Kommunisten haben geglaubt, die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln würde die Menschen motivieren, sie produktiv machen und die Springquellen des Reichtums für alle freisetzen.War bekanntlich nicht so. Nun hofft man, wenn sie schon genug Geld ohne Arbeit haben, dann werden sich alle ideal verhalten. Es gibt nur noch gute Arbeitsbedingungen wo wir voller Freude tätig sein werden. Ist ja ganz einfach für Unternehmen. Die müssen ja - oder?

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre

      @Thomas Wahl "Gewerkschaften werden auch überflüssig, wenn Menschen gar nicht mehr arbeiten müßten bzw. nicht mehr arbeiten würden."
      Stimmt, deshalb versuchen sie auch solche Zustände zu verhindern;)
      Natürlich wird ein BGE nicht alle Probleme lösen und was genau sich daraus entwickelt ist schwer vorhersehbar (wie die Zukunft generell!).
      Es würde jedoch deutlich schwieriger werden Menschen zu zwingen schlechte Arbeitsbedingungen zu akzeptieren und auch die sogenannten "Bullshit-Jobs" hätten einen schlechten Stand!

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 5 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Es würde schwieriger viele Menschen überhaupt zum Arbeiten zu bewegen. Sich darauf zu verlassen, dass die Arbeitgeber dann schon für ideale Arbeit sorgen würden ist m.E. naiv. 3600 € netto ist etwa das mittlere Einkommen eines 4-Personenhaushaltes heute. Der Antrieb jeden Tag 7 oder 8 Stunden zusätzlich Geld zu verdienen wird sinken. Die meiste Arbeit ist nicht besonders verlockend. Das Verhalten würde sich sukzessive ändern. Es reichen wahrscheinlich schon ein paar Prozent weniger und das ganze Gebäude der Volkswirtschaft und der BGE-Finanzierung gerät ins wanken.

      Ja, Zukunft ist generell nicht vorhersehbar. Das ist aber kein Freibrief für große Experimente. Auch wenn der Wunsch nach Erlösung von den Beschwerlichkeiten des Lebens groß ist.

    4. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre

      @Thomas Wahl Dem widerspricht, dass in Zeiten mit hoher "Arbeitslosigkeit" die Anzahl der Ehrenamtlichen auch steigt! Der Mensch möchte sich gerne betätigen! Dass das natürlich nicht für alle Tätigkeiten gilt ist eine andere Sache (s.o.)
      Falls mal ein BGE kommen sollte (was ich bezweifle, da die Lobby der Gegner doch deutlich größer ist) so wird es garantiert nicht von 0 auf 1500€/Monat für alle sein. Daher: Keine Sorge ;)

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 5 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ich weiß nicht, ob generell bei hoher Arbeitslosigkeit die Zahl der Ehrenamtler steigt. Aber die Tafeln werden meist nicht von Arbeitslosen betrieben. Sicher werden auch mit BGE viele oder sogar mehr Bürger ehrenamtlich tätig sein. Nur ist das nicht das, was eine arbeitsteilige Volkswirtschaft in einer globalisierten Welt in die Lage versetzt ein hohes GE zu finanzieren.

      Ich weiß aber, dass zur Zeit mit einem auskömmlichen Arbeitslosengeld bis zur Rente (also vor H IV) die Arbeitslosigkeit wesentlich höher war. Und das einige in meinem Umfeld als das wegfiel sehr schnell Arbeit suchten.

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