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In Bonn geboren, bei Heidelberg lebend. Freier Historiker mit Schwerpunkt in der digitalen Public History, dort Kopf von und hinter @9Nov38, @DigitalPast und @Gefluechtet. Interessiert sich vor allem für europäische Zeitgeschichte, Amerikanische Geschichte und Geschichtsbilder der politischen Außenrandgruppen
Noch neun Tage, dann haben wir es endlich geschafft: der wohl am längsten ausgewalzte, schmerzhafte, fremdschamproduzierende Wahlkampf der Neuzeit in den USA ist beendet. Egal wie er auch ausgeht (und man muss ja wirklich jede Minute auf neue Entwicklungen vorbereitet sein): die Wahl läutet auch das Ende und damit die Historisierung der Ära Obama ein, die damit automatisch für HistorikerInnen interessanter wird – nicht, weil uns die Gegenwart egal ist, sondern weil sich mit Ex-Präsidenten (in der Hoffnung dass man bald auch hier ein Binnen-I verwenden muss) deutlich offener reden lässt. Man kann dieselben Fragen stellen wie bisher, man bekommt nur bessere Antworten.
Einen Ausblick auf das, was da kommen wird, lieferte schon Anfang Oktober Jonathan Chait für das New York Magazine. Er bekam von Barack Obama Ende August ausreichend Zeit für ein frühes Resümee seiner Amtszeit eingeräumt, herausgekommen ist ein bemerkenswert offenes Gespräch, eine Innenperspektive der kommenden „lahmen Ente“ der Vereinigten Staaten, über die fünf definierenden Momente seiner Amtszeit. Er beginnt mit der Ankündigung der Totalverweigerung der Republikaner, mit Obama zu Kompromissen zu kommen, er redet über das BP-Desaster im Golf von Mexiko, über sein Krankenversicherungsprojekt, über das Verhältnis zu Kuba und schließlich über den international wohl kontroversesten Teil seiner Amtsführung, die Ausweitung der Drohnenschläge.
Obama präsentiert sich dort so, wie er es zuletzt schon häufiger tat: unbelastet von taktischen Überlegungen, befreit von der Bürde, sich wiederwählen zu lassen, in Gedanken gleichzeitig schon bei seinem Bild in der Nachwelt. In manchen Punkten macht er sich zu einfach, an einigen Stellen würde man sich härteres Nachhaken Chaits wünschen. Aber es erscheint immer wahrscheinlicher, dass auch Menschen Obama als Präsidenten vermissen werden, die es sich derzeit nicht vorstellen können.
Quelle: Jonathan Chait EN nymag.com
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