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Zeit und Geschichte

Gegen Staat, Kapital und Marx: der Anarchist Michail Bakunin

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerDienstag, 09.01.2018

Ich wusste bisher gar nicht, wie stark der Anarchismus einst auch in Deutschland vertreten war. Geschweige denn, dass es in den Zwanzigerjahren eine nicht ganz unbedeutende anarchosyndikalistische Gewerkschaft namens FAUD (Freie Arbeiter-Union Deutschland) gab - mit zeitweise 150.000 Mitgliedern. Sie waren nicht nur antikapitalistisch, sondern auch antistaatlich gesinnt. Dass die Erinnerung an die Anarchisten hierzulande so verblasst ist, dürfte kein Zufall sein: Aus Sicht der Konservativen handelte es sich um Terroristen und für die Linken waren sie realitätsferne Utopisten. Da dieses Jahr im Zeichen von Karl Marx steht (der 5. Mai ist sein 200. Geburtstag), sollte man sich auch mit seinen Widersachern befassen. Der Podcast über den Anarchisten Michail Bakunin ist dafür ein guter Einstieg: Bakunin entstammte einer russischen Adelsfamilie, besuchte Westeuropa und traf in Paris unter anderem Karl Marx, den er einerseits für seine Gelehrsamkeit bewunderte, dessen politische Konzepte er jedoch ablehnte, weil sie viel zu wenig die individuelle Freiheit des Menschen beachteten. "Marx fehlt der Instinkt der Freiheit", hielt er etwa fest, "er ist von Kopf bis Fuß ein Autoritärer." Als Anarchist formulierte Bakunin natürlich keine große stringente Welterklärung, aber er legte seine Ideen in zahlreichen Schriften nieder und erwies sich als hervorragender Organisator. Um den Widersacher loszuwerden, wurde er schließlich von Karl Marx als Spitzel des Zaren verleumdet und aus der Internationalen Arbeiterassoziation gedrängt. Einiges an anarchistischen Konzepten hat sich übrigens bis heute erhalten, etwa selbstverwaltete Genossenschaften. Interessant wäre mal zu erfahren, inwiefern der Anarchismus nicht auch liberale Denker beeinflusst hat. 

Gegen Staat, Kapital und Marx: der Anarchist Michail Bakunin

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Kommentare 4
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 7 Jahre

    Die FAUD gibt es immer noch, sie hat in der Zwischenzeit nur einen Buchstaben verloren.
    berlin.fau.org/

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 7 Jahre

      Es gibt auch Zeitschriften, die sich in einer anarchistischen Tradition verorten, etwa die Graswurzelrevolution aus Münster http://www.graswurzel....

    2. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor fast 7 Jahre

      @Dirk Liesemer ich empfehle "die lange hoffnung" (https://m.youtube.com/...). besser als jedes historiker-seminar: die leute selbst zu hören.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 7 Jahre

      @Christoph Weigel Also den Film könnte man auch mal piqen ...

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