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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Fontanes Effi Briest und seine Verfilmungen. 100 Jahre Frauenemanzipation

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 10.12.2019

Effi Briest ist nicht nur der bekannteste Roman von Theodor Fontane, sondern auch der am häufigsten verfilmte. Das Werk und seine Interpretationen im Kino und Fernsehen stellen ein Jahrhundert Frauenemanzipation dar.

Erhellend ist diese Doku von Norbert Busè mit Ausschnitten aus den fünf Verfilmungen, Aufnahmen von Originalschauplätzen und klugen Einschätzungen.

Weiterhin kann man ein Gipfeltreffen der besonderen Art sehen:

Fontane Effi Briest von Rainer Werner Fassbinders, den der Ausnahmeregisseur des Öfteren als das Werk bezeichnete, in dem er seine künstlerische Handschrift am unabhängigsten und vollständigsten umsetzen konnte.

Hanna Schygulla entwickelte in ihrer Effi eine ungemein beeindruckende, dichte Rolleninterpretation.

Fontane Effi Briest, der Autorenname wird in den Titel genommen, ist die werkgetreuste Verfilmung mit wörtlichen Textübernahmen und ist dennoch ein paradigmatischer Film für die 68er-Frauenbewegung. 

Fontanes Roman ist große Kunst von überzeitlicher Gültigkeit und gleichzeitig klar in der Geschichte verortet. Das verbindet ihn mit den vergleichbaren Jahrhundertwerken Madame Bovary von Gustave Flaubert und Anna Karenina von Lew Tolstoi, die noch häufiger verfilmt worden sind.

Ehebruchs- und Scheidungsgeschichten sind originär für das bürgerliche Zeitalter. Jahrhundertelang waren Scheidungen in Adelskreisen tabu; Ehen hatten zu halten, bis dass der Tod die Eheleute schied. Seitensprünge wurden vertuscht. Marion Gräfin Dönhoff schreibt in ihren Kindheitserinnerungen:

Was gegen die Ehre war, konnte nicht stattfinden, beispielsweise ... Ehescheidungen.

Deshalb ist es kein Zufall, dass die drei berühmtesten Ehebruchsgeschichten auf einem Höhepunkt der bürgerlichen Gesellschaft geschrieben worden sind. Gleichzeitig zeigt das Duell in Fontanes Roman die Macht überkommener, adliger Konventionen.

Über ein halbes Jahrzehnt schrieb er an diesem Werk. Als es 1896 als Buch erschien, war es für den über 70jährigen Autor sein Durchbruch beim breiten Publikum.

Gestern & Heute: Fontanes Effi Briest und seine Verfilmungen. 100 Jahre Frauenemanzipation

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