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Feminismen

Camilla Paglia an Taylor Swift: Könnten Sie bitte mit der Nazi-Barbie-Attitüde aufhören?

Daniel Schreiber
Autor und Journalist
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Daniel SchreiberFreitag, 11.12.2015

Ich habe oft den Eindruck, dass Camilla Paglia eine der feministischen Denkerinnen ist, die ihren Ruhm nicht wirklich verdient haben. Ihre Texte sind häufig so auf Provokation gekämmt, dass es eine gewisse intellektuelle Seriosität vermissen lässt. Andererseits trifft ihr Provozieren oft einen wunden Punkt unsere kulturellen Irrungen und Wirkungen. In ihrem neuesten Text beschimpft sie Mega-Popstar Taylor Swift als "Nazi Barbie", die sie "an die faschistischen Blondinen" erinnert, die ihre Jugend in den Fünfzigerjahren bestimmt haben. Ist natürlich völlig daneben, wirft aber etwas auf, was ich mich schon lange frage: Ist diese propere, fitnessgestählte und in allem ausgeglichene Glamour-Girlsquad-Attitüde, die scheinbar gerade zu einer Art neuem Weiblichkeitsideal avanciert, nicht ein ungeheurer sozialer Rückschritt? Please discuss!  

Camilla Paglia an Taylor Swift: Könnten Sie bitte mit der Nazi-Barbie-Attitüde aufhören?

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Kommentare 22
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 9 Jahre

    Das Video zum Text:
    https://www.youtube.co...
    sehr gute und originelle Synchron-Performance von zwei Songs übrigens. Hegemanns Text finde ich sehr "interpretiert". Weiß sie das wirklich alles besser? Eine Explosion der Selbstbestimmtheit anstatt völlig banaler, auf die spitze getriebener Pornografie zu Vermarktungszwecken? Gibts dafür Anhaltspunkte, hat Cyrus sich selber mal so geäußert? Dann würde es mich ja irgendwie freuen. Und auch wieder nicht, denn die ewig gleiche Message der Abrissbirne ist dann doch: gefall Männern und du kriegst was du willst. Dass sie dafür nicht sexy genug gewesen wäre oder zu nuttig ist glatter Bull - das Video könnte ich immer noch nachmalen.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 9 Jahre

      was mir grad noch einfiel: Madonna hatte so eine Phase des exzessiven Bühnenporns (gerne noch in Kombi mit religiösen Accessoires). Das war in einen Moment ihrer Karriere, in dem sie über jeden Verdacht erhaben war, dass sie es "nötig" haben könnte. Ich erinnere mich, dass genau das Cyrus vorgeworfen wurde. Nun kenne ich ja die Kinder nicht, mit denen Helene Ronja angeschaut hat. Aber ihre Interpretation hält mich erstmal nicht davon ab, in der Abrissbirne Cyrus Art nach dem Prinzen zu rufen zu sehen.

    2. Annika Reich
      Annika Reich · vor fast 9 Jahre

      @Marcus von Jordan Dass Miley es schafft, dass wir diese Bilder zumindest doppelt sehen, in ihrer Klischeefixierung und in dem Versuch, genau das zu zertrümmern, schafft genau den Bruch, den es braucht. Und auf dieser Grenze zu balancieren, ist extrem schwierig. Dafür hat sie meine volle Bewunderung.

    3. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre

      @Annika Reich Meine auch! :))

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 9 Jahre

      @Annika Reich ...wenn dieser Bruch denn auch ankommt in den Köpfen...in meinem ja schon wieder nur mit eurer Hilfe.

    5. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre

      @Marcus von Jordan Das Interessante an Miley Cyrus finde ich eigentlich, dass sie die einzige Person des öffentlichen Lebens ist, die sich konsequent als "genderqueer" bezeichnet und das in ihrem Auftreten und in der Auswahl ihrer Lover, Frauen und Männer, auch öffentlich auslebt. Aber ich teile deine Bedenken, dass das sexuell so Offensive auch seine Grenzen hat...

  2. Annika Reich
    Annika Reich · vor fast 9 Jahre

    Weil sie das Gegenteil ist von dem, was ihr unterstellt wird. Ihre Existenz beruht nicht auf Männern, die sie in pornoeske Verhaltensmuster zwängen wollen – sondern auf ihrer eigenen Entscheidung, sich über die Schamgrenze hinaus zu verausgaben, und das ist großartig." http://blogs.faz.net/1...

    1. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre

      Ja! Genau den Eindruck habe ich auch! Und danke für den Link zum tollen Text von Helene Hegemann. Ganz groß. Ich persönlich finde Miley Cyrus auch ziemlich toll, genau wegen dieses Stinkfingers gegenüber den den Rollenbildern und ihrer Glamour-Inkarnation heute...

    2. Annika Reich
      Annika Reich · vor fast 9 Jahre

      @Daniel Schreiber Ha! I knew it.

  3. Annika Reich
    Annika Reich · vor fast 9 Jahre

    Ich musste spontan an den Text von Helene Hegemann über Miley Cyrus von vor zwei Jahren denken: Wir sehen die Verfilmung von Ronja Räubertochter, es ist das Jahr 2014, und die Mädchen können Astrid Lindgrens Grundintention schlechterdings nicht nachvollziehen – sie halten Ronja Räubertochter für eine verrückte Wilde und fragen mich die ganze Zeit, wann endlich ein Prinz kommt, der ihr ein Kleid anzieht und sie in seinem Schloss unterbringt. Das scheint mir ein schweres reaktionäres Rollback zu sein, und in mir wächst die Einsicht: Wir brauchen Miley Cyrus. (weiter im nächsten Kommentar)

  4. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 9 Jahre

    Ich sehe dieses neue Weiblichkeitsideal, wie du es an die Wand malst nicht. Ich sehe eigentlich gar kein allgemeines Weiblichkeitsideal und finde das mal grundsätzlich erfreulich. Ein Teil der weiblichen US Popstars scheint wirklich gar nichts mehr drauf zu haben als porn, Tendenz steigend...also fallend, also immer noch niederer. Das fast schon hysterische Einschlagen auf die Knöpfe männlicher Schlüsselreize ist allemal rückschrittlich und für einen Tochtervater ziemlich schwer zu ertragen. Aber neu ist es nicht. Und alleinstehend doch auch nicht. Es gibt heute viele, völlig unterschiedliche, sehr erfolgreiche Frauentypen parallel zueinander...gabs das früher schon?

  5. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 9 Jahre

    Ganz verstehe ich Camille und den Artikel nicht...was hat denn der oversexte Pseudopunk von Swift mit Doris Day und den 50ern zu tun? Und auch wenn die Squad-Idee noch recht hohl sein mag, steht sie immerhin diesem Catfight-Syndrom entgegen.

    1. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre

      Ich glaube, Paglia geht es weniger ums stilisiert Sexuelle - das auf Taylor Swift auch gar nicht wirklich zutrifft, man muss sie da nur mit Nicki Minaj vergleichen - sondern eher um dieses Propere, das Alles-Richtig-Machen, das Alle-Konventionen-lächelnd-Erfüllende. Und da hat Swift tatsächlich eine Menge mit Doris Day zu tun. Sozusagen als perfekte Inszenierung einer irrealen Fantasie von gesellschaftlicher Mitte, die eben nichts mit Sex zu tun hat, sondern mit einer Aufrechterhaltung herkömmlicher Geschlechternormen. Um Emanzipation als Erfolgsphantasma, das letztlich aber nur das Endziel einer Partnerschaft hat. Was man an den Texten der Swift-Songs gut nachvollziehen kann. Ich selbst habe das letzte Album sehr gerne gehört und habe auch eine Schwäche für alte Doris-Day-Filme.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 9 Jahre

      @Daniel Schreiber ja mit Doris Day werde ich auch Zeit meines Lebens schon gequält...erst drei Schwestern, jetzt von Frau und zwei Töchtern. Da kann ich eher mitreden, als bei den zeitgenössischen Popsternchen. So grausig wir die Rollenbilder in diesen alten Filmen auch finden, könnte ich mir aber doch vorstellen, dass sie damals als recht emanzipiert wahrgenommen worden sind. Day ist laut, sehr persönlich, sehr klar in der Formulierung ihres Willes und doch irgendwie immer tough (teilweise auch erfolgreich). Und ganz ohne Titten und Zunge! :)

    3. Marcus von Jordan
    4. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre
    5. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre

      @Marcus von Jordan Eine Freundin von mir, die etwas älter ist als wir, hat Doris Day immer gehasst. Ich glaube heute kann man die Filme anders anschauen als damals. Ich fand immer toll, dass sie meistens am Ende der Filme meistens einen schwulen Ehemann hatte (Rock Hudson) :))

    6. Theresia Enzensberger
      Theresia Enzensberger · vor fast 9 Jahre

      @Daniel Schreiber Aber die irrealen Fantasien von gesellschaftlicher Mitte (die Swift zugegebenermaßen inszeniert) finden sich doch auch bei vielen männlichen Mainstream-Popstars, oder? Ich finde eigentlich das den Verdienst von Swift: Dass sie sich als jemand, der höchst konventionell und Mainstream-verträglich daherkommt, als Feministin bezeichnet. Kritik an ihrer Art von weißem Feminismus (Nicki Minaj) finde ich wiederum völlig angebracht. Aber in ihrem konventionellen Auftreten gibt es ja auch Brüche – zum Beispiel ihre Reaktion auf die vielen Versuche des slut shamings (siehe mein neuer Piq ;) )

    7. Theresia Enzensberger
      Theresia Enzensberger · vor fast 9 Jahre

      @Theresia Enzensberger Hm, ich wollte diesen Artikel eigentlich "piqen", aber dann ist mir aufgefallen, dass es dort eigentlich weniger um Feminismus als um die geniale "passive-aggressiveness" von Swifts Texten geht, also nur hier: http://www.theparisrev...

    8. Theresia Enzensberger
      Theresia Enzensberger · vor fast 9 Jahre

      @Theresia Enzensberger Und, die Reaktion auf slut shaming in den Medien: https://www.youtube.co...

      "I go on too many dates
      But I can't make them stay
      At least that's what people say"

    9. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre

      @Theresia Enzensberger Habe vergangenes Jahr eine Reihe von Jogging-Kilometern zu "Shake it off" zurückgelegt und unterstütze die Botschaft von ganzem Herzen :)) Aber, wenn überhaupt, ist es eine Reaktion auf ein imaginiertes "Serial Dating Shaming" denn auf ein "Slut Shaming", no?

    10. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 9 Jahre

      @Theresia Enzensberger Ja, die ist natürlich eine andere Figur als vergleichbare Stars aus anderen Jahrzehnten. Aber dass sie sich als Feministin reicht nicht, finde ich, um das soziale, aus einer anderen Zeit stammenden Perfektionsregime zu entschuldigen, dass sie inszeniert, no?

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