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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Studium der Internationalen Entwicklung und Politikwissenschaften in Wien und Münster. Beschäftigt sich mit Sicherheitspolitik und Islamismus, unter anderem bei/mit Internationale Politik und Gesellschaft (IPG), Blätter für deutsche und internationale Politik, Internationale Politik (IP), Middle East Institute Washington, Atlantic Council, Clingendael Institute.
Zeit für eine kleine Geschichtsstunde. Hier wunderbar prägnant und knapp aufgeschrieben von Bruce Riedel, der vor seiner Tätigkeit bei Brookings 30 Jahre u. a. bei der CIA gearbeitet hat.
Worum geht's und warum ist es wichtig?
1958 entmachtete das saudische Königshaus den amtierenden König Saud bin Abdulaziz Al Saud. König Saud "wurde gegangen", könnte man sagen. Das ist einerseits spannend, weil es durchaus Parallelen zur heutigen Situation mit dem Kronprinzen Mohammed bin Salman gibt. Andererseits, weil die Geschichte von damals sehr eindrücklich zeigt, worum es den Monarchien im Mittleren Osten eigentlich geht (Spoiler: Um die eigene Haut).
Ich fasse die Geschichte hier kurz zusammen:
König Saud saß seit 5 Jahren auf dem Thron, als Ägypten und Syrien sich im Jahr 1958 vereinten: unter Führung Ägyptens gründeten sie die "Vereinigte Arabische Republik" (VAR).
Das war damals ein Paukenschlag.
In Ägypten hatte der charismatische Offizier Gamal Abdel Nasser 6 Jahre zuvor den ägyptischen König gestürzt. Ägypten war bis dahin eine Monarchie gewesen. Nun regierte Nasser. Spätestens nachdem er 1956 in der Sueskrise Israel und den Westmächten Großbritannien und Frankreich getrotzt hatte, wurde Nasser in der arabischen Welt von vielen Menschen wie ein Popstar verehrt.
Nasser war die Triebfeder des Arabischen Nationalismus – und der bereitete den Monarchien in der Region Kopfschmerzen. Wenn sich nun schon Ägypten und Syrien vereint hatten, wer würde als nächstes dran sein? Legitimität und Stabilität der Königshäuser waren in Gefahr.
Also beschloss König Saud, gegen die sich ausbreitenden Revolutionäre vorzugehen. Der Plan: Nasser umbringen.
Ähnlich durchdachte Strategien erlebte die Öffentlichkeit jüngst im Jahr 2018, als Kronprinz MBS die Tötung Jamal Khashoggis initiierte. Damals aber flog der Plan bereits vor seiner Umsetzung auf.
Ein hochrangiger syrischer Geheimdienstler gestand, 2 Millionen Pfund angenommen zu haben, damit er eine Bombe an Bord des ägyptischen Präsidenten platzieren würde. Nasser wurde kein Haar gekrümmt. Und der saudische Plan für einen Putsch in Syrien scheiterte ebenfalls.
Die Saudis waren höchst blamiert. Nasser erklärte sie zu Feinden der arabischen Welt und zu Marionetten des Westens.
Die CIA fürchtete gar, auch die pro-westlichen Monarchien im Irak und Jordanien seien ernsthaft gefährdet, zu kollabieren. Die Saudis reagierten prompt und entmachteten König Saud. Sein Halbbruder Faysal übernahm die Geschäfte.
Eine wichtige Lehre für heute: Den Monarchien am Golf, im Irak, in Jordanien u. a. geht es in erster Linie um den Erhalt ihrer Macht, die auf fragwürdigen Füßen steht. Ideologie ist dabei vornehmlich ein Instrument. Das erklärt auch, warum die Golfmonarchien sich mit Assad arrangieren: Der Diktator kämpft gegen Revolutionäre, die auch die Monarchien gefährden könnten.
Quelle: Bruce Riedel EN brookings.edu
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