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Technologie und Gesellschaft

Wertschöpfung im Digitalen und "fiktive Waren"

Michael Seemann
Kulturwissenschaftler, Autor, Internettheoretiker
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Michael SeemannMittwoch, 27.03.2019

Eine Frage, die mich immer wieder umtreibt, ist die Frage des Wertes. Sie stellt sich natürlich nicht nur im Digitalen, aber mir scheint, hier sucht sie nach neuen Antworten, denn die alten passen nicht mehr. Nun kann man aber nicht einfach hingehen und Wertschöpfung im Digitalen in Abgrenzung zur Wertschöpfung im Analogen definieren, sondern muss eine allgemeine Theorie der Wertschöpfung entwerfen, die Wert sowohl im Digitalen als auch im Analogen erklärt. Ein eher größeres Vorhaben, so scheint es.

Es scheint aber auch politisch dringlich. Organisationen, die für die EU-Urheberrechtsrichtlinie lobbyierten, brachten immer wieder den sogenannten "Value Gab" als Argument auf den Tisch: Das ist die Behauptung, dass durch unzureichende Rechtsdurchsetzung von Urheberrechten, sich Werke unter Preis verkauften. So einen Quatsch kann man nur fabrizieren, weil es eine allgemeine Verwirrung hinsichtlich von "Wert" im Digitalen und im Allgemeinen gibt.

Ich will jetzt gar nicht in die Details dieser doch recht schwierigen und facettenreichen Diskussion einsteigen, sondern hier nur auf diesen schönen kleinen Text von Felix Stalder verweisen. Er kommt von einer ganz anderen Warte und versucht zu verstehen, wie Facebook zu so einem toxischen Akteur hat werden können. Er macht als Ursache die Kommodifizierung der Kommunikation aus (also die Verwandlung von Kommunikation zu einer Ware) und hier bringt er den spannenden Begriff "Fiktive Ware" von Karl Polanyi ein. Fiktive Waren sind Waren, die, weil sie nie für den Verkauf hergestellt wurden, keine Ware sein können - oder dürften. Polanyi nennt Boden, Arbeit und Geld. Kommunikation kommt nun laut Stalder hinzu.

Ich finde, das ist ein interessanter Ansatz, auch wenn ich das Gefühl habe, dass hier eher moralisch argumentiert wird, denn ökonomisch. Aber auch ich glaube, dass in der Kommodifizierung das Hauptproblem liegt. Deswegen bin ich ganz bei Stalder (und den meisten Datenschützern), dass ein Dateneigentum eine schlechte Idee ist.  

Wertschöpfung im Digitalen und "fiktive Waren"

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