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Technologie und Gesellschaft

Virtual Reality bringt Gefühle ins Museum

1E9 Magazin
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1E9 MagazinMittwoch, 07.10.2020

Museen sollen Wissen vermitteln und Verständnis für die Welt schaffen. Dazu gehören eigentlich nicht nur Fakten und Zusammenhänge, sondern auch Emotionen und Erlebnisse. Nur beides lässt sich mit historischen Gegenständen und Infotafeln eher schwer transportieren. Deshalb experimentieren Museen seit ein paar Jahren mit den Möglichkeiten, die Virtual Reality bietet, um Ausstellungen noch aufschlussreicher und beeindruckender zu machen - und vielleicht auch, um neue Zielgruppen zu erreichen.

Die Rettung

Im Artikel und dem dazugehörigen Video werden zwei Projekte vorgestellt, die das Potential von VR im Museum zeigen: Das eine heißt Die Rettung und ist von einem Team des Bayerischen Rundfunks für das Alpine Museum in München produziert worden. Dort fand eine Ausstellung über die Geschichte der Bergwacht statt. Zu deren wichtigsten Aufgaben gehört es, Menschen per Hubschrauber zu retten, die in den Bergen verunglückt sind. Ein Grenzerlebnis - für Retter und Gerettete. Und genau das wollten der Journalist Matthias Leitner und seine Mitstreiter ins Museum bringen.

„Wir fanden diese subjektive Situation super spannend“, sagt Matthias zu 1E9. „Und VR ist diese subjektive Perspektive. Ich bin als Mensch präsent mit meinem Körper, ich kann in einem Raum auch interagieren. Wir dachten, dass da eine große emotionale Stärke rauskommt.“ Um den Praxistest zu machen, baute das Team zunächst innerhalb von 48 Stunden einen Prototyp. Die Idee schon damals: Die reine VR-Experience sollte dadurch verstärkt werden, dass die Nutzer tatsächlich in einem schwankenden Luftrettungssack an einem Seil in die Höhe befördert werden. Nicht durch einen Hubschrauber, sondern durch einen Seilzug.

Der Testlauf zeigte bereits: Das Konzept funktioniert. Und so entstand eine VR-Experience, die zwar nicht dokumentarisch arbeitet, sondern bei einem Flug durch die Alpen "magischen Realismus" liefert, dafür aber das richtige Gefühl vermittelt.

Abenteuer Bodenleben

Einen Einblick in einen Lebensraum, der uns sonst verborgen bleibt, liefert die VR-Anwendung Abenteuer Bodenleben, die für das Museum für Naturkunde in Görlitz entstanden ist und nun an wechselnden Orten in ganz Deutschland gezeigt wird. Dabei wird der Mensch 200-fach verkleinert und kann sich auf Augenhöhe mit Asseln, Springschwänzen, Pseudoskorpionen und anderen kleinen Organismen über und unter dem Waldboden bewegen. Entwickelt wurde die Experience von Lutz Westermann.

„Viele Leute sind fasziniert und finden das Ergebnis wundervoll und würden sogar extra Geld dafür bezahlen“, sagt Lutz. Manchen hätte es sogar geholfen, besser mit ihrer Angst vor Krabbeltieren umzugehen. „Dann haben wir aber auch Leute, die Ängste entwickeln können.“ Man müsse es halt ausprobieren. Dazu wird es noch verschiedene Gelegenheiten geben, denn die VR-Experience zieht mit einer Wanderausstellung durch Deutschland. Lutz hofft, dass Abenteuer Bodenleben nicht nur dabei hilft, die Umwelt besser zu verstehen, sondern die Leute auch dazu bringt, aufmerksamer durch den Wald zu gehen – und sich den Einfluss der Menschen auf natürliche Lebensräume stärker bewusst zu machen.
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