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Wie sich Deutschland von Russland abhängig gemacht hat

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannMontag, 18.04.2022

The Daily ist der tägliche Nachrichten-Podcast der New York Times und natürlich alles andere als ein Geheimtipp. Jede Folge ist einem Themenschwerpunkt gewidmet, zu welchem der Host Michael Barbaro eine:n der maßgeblichen Reporter:innen dieses Journalismus-Flaggschiffes interviewt. Ich gebe zu, dass ich, während ich über Jahre fast jede Folge gehört habe, in den vergangenen Monaten des Podcasts ein bisschen überdrüssig geworden war, da mir dessen Perspektive bei bestimmten Themen einfach zu US-zentristisch gewesen ist (zum Beispiel bei der Berichterstattung über Lateinamerika oder Staaten, in denen die USA Kriegspartei sind/waren). Diese Folge von The Daily, in der es um die deutsche Russland-Politik der letzten 30 Jahre geht, empfehle ich aber ganzen Herzens aus drei Gründen: 

Erstens ist die gesamte Berichterstattung der New York Times zum Krieg in der Ukraine exzellent, und um Lichtjahre besser als die deutscher Medien. Punkt. Was Journalismus heute alles kann – die NYT zeigt es. 

Zweitens ist die Expertin, die Michael Barbaro für diese Folge eingeladen hat, die Deutschland-Korrespondentin der NYT Katrin Bennhold, deren Berichterstattung hier regelmäßig gepiqd wird, weil sie als Reporterin einfach eine Institution ist, die ambitioniertes Storytelling und investigative Recherche konstant auf höchstem Niveau liefert. Als nur ein Beispiel möchte ich hier noch mal auf ihren mehrteiligen Podcast Day X über Rechtsextremismus in Deutschland verweisen. 

Drittens lohnt es sich insbesondere bei diesem Thema – Deutschlands Russlandpolitik –, einmal die Perspektive von außen einzunehmen. Für mein Gefühl dreht sich die deutsche Berichterstattung zum Thema zu sehr um Verzeihung, Nebenkriegsschauplätze, Einzelaspekte, Empfindsamkeiten, Parteilichkeiten. Was den Blick aufs große Ganze vor lauter alten Steinmeier-Zitaten, neuem Gabriel-Geflunker und bekannten Merkel-Floskeln verstellt. 

Deutschland überweist immer noch jeden Tag 220 Millionen US-Dollar in die russische Kriegskasse, hat sich in den vergangenen 20 Jahren freiwillig komplett abhängig von Energielieferungen eines Netzwerks aus Verbrechern rund um Wladimir Putin, das jahrzehntelang ungestraft in unfassbaren Größenordnungen morden und rauben durfte, abhängig gemacht. 

Diese Folge macht deutlich, wie groß der Anteil Deutschlands an diesem Krieg ist. Es ist ein diplomatisches, strategisches und moralisches Versagen, das sich CDU und SPD zusammen geleistet haben. Es wird Zeit, dafür auch echte Verantwortung zu übernehmen. 

Wie sich Deutschland von Russland abhängig gemacht hat

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 2 Jahre

    die große Koalition UND die deutsche Wirtschaft.

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