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Was geschah am 16. Juli 1942 in der Pariser Rue Saint-Maur 209?
Autor und Journalist
Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Wow, was für eine Recherche! Die französische Filmemacherin Ruth Zylberman erzählt in diesem Film die Geschichte eines zufällig ausgewählten, sechsstöckigen Hauses in einem einst jüdisch geprägten Viertel von Paris. Sie hat unzählige Spuren verfolgt, viele Register durchwühlt, Hunderte Briefe in alle Richtungen geschrieben und eine Menge Interviews geführt.
Wie erlebten die Menschen einst die Besatzung und Verfolgung durch Hitlers Schergen? Fast alle, die Zylberman traf, hatten diese Zeit längst verdrängt, ohne jedoch mit ihr abgeschlossen zu haben. Einige lebten noch in Frankreich, andere jenseits der Ozeane. Manche hatten ihre Eltern verloren, andere nur überlebt, weil sie von Nachbarn aufgenommen oder gewarnt worden waren. Und doch gab es im Gebäude auch Verräter und Kollaborateure, die nicht immer leicht zu erkennen waren.
Der Film ist von 2017, er wurde auch schon mal in der Community gepiqd, aber es lohnt sich unbedingt, ihn anzuschauen, wenngleich er sich zunächst sehr langsam, fast unscheinbar entwickelt – und man manchmal zudem ein wenig orientierungslos sein mag, von welcher Familie in welchem Stockwerk gerade die Rede ist.
Nur wenige Dokumentarfilme zeigen so eindringlich wie dieser, was das Schlagwort von der Last der Geschichte für einen Menschen bedeuten kann. Und wie ausgeprägt die Folgen einer Entwurzelung sein können. Man sollte ihn sich deshalb unbedingt bis zu seinem ergreifenden Ende ansehen. Auf arte ist er bis zum 30. Dezember 2022 abrufbar.
Quelle: Ruth Zylberman Bild: arte www.arte.tv
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